Das Glück hat viele Facetten. Manche behaupten, es für sich gepachtet zu haben. Andere haben den Eindruck, ihm immer nur hinterherzujagen. Viele verdoppeln es, indem sie es teilen. Glück, sagt der Duden, ist "eine angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat". Glück, sagt die Bibel, ist eine Verheißung für den, der Gottes Ordnungen befolgt: "Wer auf das Wort des Herrn achtet, findet Glück; wohl dem, der auf ihn vertraut" (Sprüche 16,20).
Glück, sagt Gina Schöler, ist etwas höchst Individuelles, das von ganz unterschiedlichen Faktoren abhängt: "Dazu gehören zum einen genetische Veranlagungen, aber auch unser soziales Netzwerk und die Unterstützung, Liebe und Fürsorge, die wir von unseren Freunden und der Familie bekommen." Die Kommunikationsdesignerin hat vor elf Jahren im nordbadischen Laudenbach ein selbsternanntes "Ministerium für Glück und Wohlbefinden" gegründet. Sie möchte spielerisch ein Bewusstsein dafür schaffen, was glücklich macht. "Unser Ziel ist es, das Bruttonationalglück zu steigern", sagt die 37-Jährige im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Deutschen sind im internationalen Vergleich nicht unglücklich. Zuletzt belegte die Bundesrepublik im "World Happiness Report" der Vereinten Nationen Platz 16 von 137. Gemessen werden dafür sechs Schlüsselfaktoren: soziale Unterstützung, Einkommen, Gesundheit, Freiheit, Großzügigkeit und der Grad der Korruption. "Die glücklichsten Länder haben gut funktionierende Demokratien und ein hohes Einkommenslevel", sagt Gina Schöler. "Da gehört Deutschland dazu."
Regional gibt es allerdings deutliche Unterschiede beim Glücksempfinden.
Im jährlich von der Deutschen Post in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg veröffentlichten "Glücksatlas" lag die Zufriedenheit der Deutschen 2023 auf einer Skala von 0 bis 10 mit 6,92 Punkten leicht über dem Wert des Vorjahres. Regional gibt es allerdings deutliche Unterschiede beim Glücksempfinden. Während Schleswig-Holstein und Hamburg an der Spitze rangieren, findet sich Baden-Württemberg trotz seiner wirtschaftlichen Stärke nur im Mittelfeld; unter den Großstädten rangiert Stuttgart im "Glücksatlas" sogar nur im unteren Drittel. Für Gina Schöler ist das ein Beleg dafür, dass ein hohes Einkommen und materieller Wohlstand allein nicht ausreichen, um glücklich zu sein.
Ein wichtiger Glücksfaktor ist nach ihrer Beobachtung die Verbundenheit zu seinen Mitmenschen: "Ich ermutige immer wieder dazu, in Austausch zu treten, miteinander zu plauschen, zu flirten und zu schäkern. Denn mit Charme kommen wir leichter und glücklicher durch den Alltag." Auch im Umgang mit sich selbst seien es häufig die kleinen Dinge, die einen Glücksgefühle empfinden ließen: Sonne tanken beim Spaziergang, ein leckeres Essen oder ein ausgelassener Tanz zu lauter Musik. Schöler: "Nur wenn wir selbst unsere Batterien immer wieder aufladen, können wir für andere da sein."
Und auch das macht nachweislich zufriedener, weiß Urs Keller, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werkes Baden - einem der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege im Südwesten mit rund 36.000 Mitarbeitern. "Menschen beistehen zu können, sie zu begleiten, zu beraten, zu pflegen und zu heilen, ist eine erfüllende Aufgabe, bei der es immer wieder wunderbare Glücksmomente gibt."
"Anderen zu helfen macht definitiv glücklich", sagt auch Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werkes Württemberg. Die Theologin weist noch auf einen weiteren, in ihren Augen ganz wesentlichen Glücksfaktor hin: Dankbarkeit. Die sei ein Wesensmerkmal des christlichen Glaubens und trage dazu bei, das eigene Leben als Geschenk zu betrachten. Zudem stärke der Glaube durch Gottesdienst, Diakonie und Gemeinschaft mit anderen Menschen das Gefühl der inneren Verbundenheit mit Gott. Noller: "Das hilft zum Glücklichsein."