Der evangelische Theologe Heinrich Bedford-Strohm rät dazu, glückliche Momente im Leben mit Dankbarkeit wahrzunehmen. "Wir betrachten Schwierigkeiten so oft als eine Verkettung ungünstiger Begebenheiten, dabei ist so vieles im Leben eine Verkettung von glücklichen Ereignissen", sagte der frühere bayerische Landesbischof und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwochabend (3. Juli) in Düsseldorf. Es komme darauf an, diese Ereignisse zu sehen.
Glück sei weder planbar noch kontrollierbar, sagte Bedford-Strohm in einem Vortrag in der Düsseldorfer Johanneskirche. Die Grundbedingung für Glück sei aber leicht zu erfüllen: "Es gelingt, wenn man das dreifache Gebot der Liebe befolgt, der Liebe zu Gott, zum nächsten Menschen und zu sich selbst, und dann noch die 'Goldene Regel' beachtet." Sie besage, dass man anderen Mensch all das Gute tun solle, das man sich für sich selbst auch wünscht.
Was Wissenschaftler als aussichtsreiche Wege zum Lebensglück beschreiben, steht nach den Worten des ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden schon in der Bibel. So rieten Glücksforscher zu Optimismus. Dieser Gedanke sei in der Bibel an vielen Stellen ausgeführt, etwa wenn Gott nach der Sintflut wieder seine Liebe zu den Menschen bekenne oder Jesus mit der Auferstehung Leid und Tod überwinde. Trotz aller Krisen gebe es daher immer Anlass für Hoffnung.
Als Weisheit der biblischen Texte bewertet der 64-Jährige, dass sie das Leid nicht ausblenden. Sie vermittelten vielmehr die Gewissheit, dass Gott auch in den "tiefsten Tiefen" anwesend sei. Menschen dürften nur nicht von ihm erwarten, dass er im Handumdrehen positiv in das Leben eingreife. Er gebe vielmehr die Zusicherung, dass sich am Ende das Leben zum Guten wende und "alle Tränen getrocknet werden".
Lebensglück stelle sich auch ein, wenn Menschen einander verzeihen und vergeben können, betonte der Theologe. Menschen sollten "barmherziger miteinander umgehen". Auch in der Politik müssten eingestandene Fehler verziehen werden. "Billige Vergebung" dürfe es aber nicht geben, unterstrich Bedford-Strohm mit Blick auf Missbrauchsfälle, bei denen Täter aus den Kirchen um Vergebung bäten, ohne sich zu ihren Verbrechen bekannt zu haben.