Es gibt Menschen, die glauben, dass wir in einer Welt leben, in denen schon alle Geschlechter gleichberechtigt sind. Und es gibt Personen, die die den Frauentag als nicht feministisch genug kritisieren. Der Internationale Frauentag spaltet also die Gemüter.
Ich bin jedoch sehr froh, dass es diesen Aktionstag gibt. Die Begründung ist einfach: Solange es ungerecht unter den Geschlechtern zugeht, werden wir über diese Verhältnisse sprechen und für eine bessere Welt einstehen müssen.
Und es geht um viel: Geld, Sorgerecht, reproduktive Gerechtigkeit, Fürsorgearbeit, Mutterschaft, Frauenhäuser, Queerness, Hormone, Hygiene, Klima, Verstümmelungen, Autosicherheitsgurte, Frauengesundheit, Blut, Haare, Jungfräulichkeit, Pubertät, Menopause, Generationen, Hexen, Lesben, Religionen, Dresscodes, Vergewaltigungen, Femizide, Seelsorge, dunkle Straßen, Toiletten, Stalking, Emotionen, Geburten, Konstrukte, Vorstandsposten und so viel mehr.
Das sind doch Themen, die an jedem Tag Relevanz haben, sagen manche. Das stimmt. Viele von uns kämpfen jeden Tag, viele sind jeden Tag Betroffene. Das mindert aber nicht die Bedeutung von einem gesonderten Frauentag. Denn wenigstens an diesem Tag müssen sich mehr Menschen mit den Problemen auseinandersetzen, die ihre Privilegien ihnen sonst verwehren.
Gerade als Christ:innen haben wir da einiges zu tun. Schließlich haben die Kirchen sehr lange dafür gesorgt, dass Frauen in ihren Rollenbildern festgesteckt haben und der Kampf für gleiche Rechte in Vergangenheit noch schwieriger, schmerzhafter und länger gewesen ist.
Viel schwieriger als eine Begründung für die Relevanz des Frauentags zu finden, ist, demütig und gnädig zu bleiben: demütig gegenüber allen, die für eine gleichberechtigte Welt gekämpft haben und gnädig gegenüber denjenigen, die keine Lust mehr auf den Frauentag haben.
Weltfrauentag bedeutet für uns alle etwas anderes. Und das ist in Ordnung so. Denn genau das ist Feminismus: Das wir alle selbst entscheiden können dürfen, wie wir etwas finden.
Es gibt Tage wie den 8. März, da gibt die Welt sich Mühe, die vorherrschenden Unterschiede zwischen den Geschlechtern spürbar zu machen. Keine Rose auf der Welt rückt da etwas zurecht. Aber wie gut, dass es einen Tag gibt, wo für diese Themen ein wenig mehr Platz ist als sonst.