Im Zentrum für Seelsorge und Beratung der hannoverschen Landeskirche und in Kooperation mit dem Landesjugendpfarramt Hannover gibt sie auch hauptamtlichen Pastorinnen, Sozialarbeitern und Diakoninnen Fortbildungen, die wiederum Jugendlichen die Kompetenzen der Peer-to-Peer-Seelsorge vermitteln. Mit Sonja Winterhoff hat die hannoversche Landeskirche erstmals eine Beauftragte für die Peer-to-Peer-Seelsorge.
epd: Frau Winterhoff, was genau ist Peer-to-Peer-Seelsorge?
Sonja Winterhoff: Peer-to-Peer heißt "Gleiche unter Gleichen" oder Ebenbürtige. Im Seelsorge-Bereich heißt das "Jugendliche unter Jugendlichen". Diese Form der Seelsorge kommt dort zum Tragen, wo Jugendliche und junge Erwachsene mit Gleichaltrigen oder Jüngeren arbeiten. Diese Teamenden, die in der kirchlichen Jugendarbeit unterwegs sind, sollen sich Kindern und Jugendlichen sensibilisiert zuwenden, ihnen zuhören, sie trösten, begleiten und gemeinsam schauen, was hilft und gut tut. Das dockt im Seelsorgebereich daran an, dass alle Getauften aufgerufen sind sich Christinnen und Christen in Nächstenliebe zuzuwenden.
In welchen Fällen findet die Peer-to-Peer-Seelsorge statt?
Winterhoff: Häufig sind die Teamer zum Beispiel auf Freizeiten erste Ansprechpartner. Eine konkrete Situation könnte zum Beispiel sein, dass eine Teilnehmerin auf einer Konfirmandenfreizeit weint und sich die Teamerin, die diese Freizeit begleitet, dann dazusetzt. Dann erzählt die Teilnehmerin, von ihren Sorgen zu Hause, dass sich die Eltern scheiden lassen. Da entsteht aus der Situation heraus eine seelsorgerliche Gesprächssituation.
Wie können die jugendlichen Teamerinnen und Teamer darin geschult werden?
Winterhoff: Es geht darum, die Teamenden in ihrer Situation als ehrenamtlich Tätige zu stärken. Wie machen sie für Fragen sensibel wie "Was kann ich machen? Was ist hilfreich, was ist weniger hilfreich?" Jugendliche haben ganz viel Stress, wenn zum Beispiel ein Kind weint, dass sie richtig handeln. Dabei gibt es gar kein richtig oder falsch. Es geht darum, sich zuzuwenden und eine Idee davon zu haben: "Wie kann ich reagieren?", aber auch "wo gebe ich ab, wo sind Grenzen?"
Die Teamenden bekommen vermittelt, wie sie für andere da sein können, sich aber auch selber schützen können. Ein Basismodul docken wir an das Alter an, wo man die Juleica, die Jugendleiter-Card, schult. Das ist ab dem 16. Lebensjahr. Darauf baut ein Aufbaumodul auf. Da werden Techniken der Gesprächsführung vermittelt und reflektiert. Es ist auch wichtig, dass die Jugendlichen ein Gefühl dafür bekommen, wann die Grenzen der Ehrenamtlichkeit erreicht sind und sie einen Hauptamtlichen, also Pastoren, Sozialarbeiter oder Diakone dazu holen.