"Ich beobachte, wie jetzt viele Landeskirchen ihre Missbrauchszahlen vor der Veröffentlichung der ForuM-Studie bekanntgegeben", schrieb Zander, Sprecher der Betroffenen im Beteiligungsforum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), am Freitag im Netzwerk Facebook.
"Der Fokus sollte jetzt nicht bei den Zahlen liegen", kritisierte er. Betroffene hätten es satt, die ständigen Entschuldigungen zu hören, wenn alles so bleibe wie in der Vergangenheit.
Ein unabhängiger Forschungsverbund hat seit 2020 sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie untersucht. Die Ergebnisse werden am 25. Januar veröffentlicht. Die ForuM-Studie werde in der Kirche ein Beben auslösen, erklärte Zander. "Wer danach nicht bereit ist, tiefgreifende Reformen in der EKD zuzulassen, der oder die muss sein oder ihr Bischofskreuz abgeben und zurücktreten."
Hinter jeder Zahl stecke ein Mensch, der im christlichem Umfeld unerträgliches Leid erfahren habe. Die Zukunft der evangelischen Kirche hänge maßgeblich davon ab, wie mit den Ergebnissen der Studie umgegangen werde. Die Studie soll erstmals Berechnungen zu bundesweiten Fallzahlen enthalten sowie Erörterungen über strukturelle Ursachen von sexualisierter Gewalt in der Kirche seit Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute.
Die bayerische und die rheinische Landeskirche hatten in dieser Woche bereits Zahlen zu mutmaßlichen Tätern und Opfern kommuniziert. Der rheinische Präses Thorsten Latzel hatte sich bei Betroffenen von Missbrauch öffentlich entschuldigt.