Denn am Theologischen Seminar Jakarta (JTS) erlebt der Student täglich, wie viel sich seit der Einführung eines Ökotheologie-Projektes 2022 an der Hochschule bereits getan hat. Und dabei soll es nicht bleiben. In seinem Blogbeitrag berichtet er von einer großen ökotheologischen Vision mit ganz praktischen Ansätzen.
Die Berichte über die zunehmende globale Erwärmung weltweit haben in den letzten Jahren eine besondere Dringlichkeit erlangt. Das Bulletin of Atomic Scientists hat mit seiner berüchtigten "Doomsday Clock" sogar erklärt, dass es Ende 2023 "90 Sekunden vor 12" (um 12 beginnt der Weltuntergang) sein wird, und zwar aufgrund verschiedener Umstände, einschließlich der Klimaveränderungen inmitten der Kriege, die überall auf der Welt stattfinden.
Was bedeutet Mission heute? Das ist nicht leicht zu beantworten. Doch mission.de will genau das. Hier kommen Menschen zu Wort, die weltweit in Mission und Ökumene vernetzt und zuhause sind und etwas zu sagen haben. Ein Blog gibt Raum für pointierte Meinungen, aktuelle Themen und Beiträge zu laufenden Diskursen. mission.de ist eine Initiative evangelischer Missionswerke, Verbände und Kirchen unter dem Dach der Evangelischen Mission Weltweit (EMW).
Die Evangelische Mission Weltweit (EMW) ist eine Gemeinschaft von evangelischen Kirchen, Werken und Verbänden in Mission und Ökumene. Missionstheologie, theologische Ausbildung weltweit, Schöpfung und Nachhaltigkeit, Dialog der Religion, interkulturelle und kontextuelle Theologien sowie Frieden und Gerechtigkeit gehören zu den Themen der Dach- und Fachorganisation.
Teofilus Nathanael ist Student des Theologischen Seminars Jakarta (Sekolah Tinggi Filsafat Theologi Jakarta) und hat ein großes Interesse an ökumenischen Studien und gesellschaftlichen Themen. Er ist überzeugt, dass sich auch mit vielen kleinen Schritten große Erfolge erreichen lassen.
Angesichts der Realität des Klimawandels ist der Klimaschutz zu einem Hauptaugenmerk verschiedener Weltorganisationen geworden. Die Vereinten Nationen (UN) mit den "17 nachhaltigen Entwicklungszielen" (2015) gehören ebenso dazu, wie die Katholische Kirche mit der "Enzyklika Laudato Si‘" (2015) und der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) mit seinen Schriften "Gemeinsam für das Leben" (2012) und "Kultivieren und Pflegen" (2020). Inzwischen lesen wir in diesem Zusammenhang Sätze wie: "Wir sind aufgerufen, an Gottes Mission teilzuhaben, die darin besteht, die ganze Schöpfung zu erneuern" (ÖRK 2012) oder "Diese Schwester [Mutter Erde] schreit jetzt zu uns wegen des Schadens, den wir ihr durch unseren unverantwortlichen Gebrauch und Missbrauch der Güter, mit denen Gott sie ausgestattet hat, zugefügt haben. … Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu schützen, schließt das Anliegen ein, die ganze Menschheitsfamilie zusammenzubringen, um eine nachhaltige und ganzheitliche Entwicklung anzustreben, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können" (Papst Franziskus 2015).
Göttliche Geschwister
Das war aber nicht immer so. In der Vergangenheit waren die Theolog*innen mehr daran interessiert, über moralische Buße und anthropozentrische Erlösung zu sprechen. Die Umwelt wurde nur als Unterstützung für das menschliche Leben betrachtet. Doch langsam beginnen Theolog*innen zu erkennen, wie wichtig die ganzheitliche Erlösung der ganzen Welt ist, einschließlich der Natur selbst als Teil von Gottes Schöpfung. Diese Erkenntnis führte zu einem Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie die Kirchen die Natur in all ihren Erscheinungsformen betrachten müssen – nämlich wie der heilige Franz von Assisi: als unsere Geschwister.
Das Theologische Seminar Jakarta (JTS), das älteste christlich-ökumenische Seminar in Indonesien, reagierte auf diese Weltsicht, indem es das Programm "Green Campus, Blue Seminary" (GCBS) als Schwerpunkt seiner ersten Phase (2022-2027) des zwanzigjährigen großen Entwicklungsplans (2022-2042) einführte. Während sich Grün auf die übliche Betonung von Land und Bäumen bezieht, verweist Blau auf das Meer und die Gerechtigkeit für und des Wassers. Auch wenn dieser Schritt etwas ungewöhnlich erscheint, da die Auswirkungen von Covid-19 die indonesischen Hochschulen und Seminare in die Ära der Digitalisierung drängte, half die gleichzeitige Entwicklung des GCBS-Programms dem Campus, einen Schritt zurückzutreten und die disruptive Ära der Pandemie nicht nur als Tor zur Modernisierung, sondern diesen Moment der Entschleunigung auch als Gelegenheit zu sehen, einen Schritt zu tun, um die Natur zu erhalten.
Besser spät, als nie
Als dieses Programm ins Leben gerufen wurde, waren einige Mitglieder der Universität zunächst skeptisch. Kann GCBS für die ökologische Nachhaltigkeit von Nutzen sein? Ist es nicht sowieso schon zu spät? Aber wenn man bedenkt, dass ökologische Themen in Indonesien nur selten diskutiert und geäußert werden, ist es meiner Ansicht nach besser, eine Bewegung spät als nie zu starten, die sich auf ökologische Umkehr im täglichen Leben und auch im akademischen Bereich innerhalb unserer Lehrpläne konzentriert.
Auch wenn das tägliche Leben in der Pandemie es nicht immer und überall leicht gemacht hat, Wiederverwendung und Abfallvermeidung konsequent umzusetzen, so hat das Programm doch dazu beigetragen, bei Studierenden, Fakultätsmitgliedern und auch Partner*innen (einschließlich Kirchenmitgliedern), das Bewusstsein zu schärfen, dass auch solche kleinen Schritte zu einer größeren Veränderung führen. Einige digitale Pandemie-Anpassungen kamen der Natur sogar direkt zugute, wie etwa die Reduzierung des Papierverbrauchs bei studentischen Arbeiten. Es wurden auch zusätzliche Kurse angeboten, wie beispielsweise "Grüne Theologie – Blaue Gemeinschaft", "Ökopädagogik", die den christlichen Bildungsansatz mit ökologischen Themen verbindet usw., um den Studierenden zu helfen, tiefer in ökotheologische Diskurse und akademische Veröffentlichungen einzusteigen.
Eine inspirierende Vision
Dieses Programm entfachte auch einen Funken in einigen bestehenden Studierendenclubs, wie Gembel – eine Abkürzung für Gerakan Mahasiswa Bela Lingkungan (übersetzt: Die Umweltverteidiger-Studierendenbewegung) – um ihre Mission fortzusetzen, praktisches ökologisches Bewusstsein innerhalb und außerhalb des Seminars zu wecken, wie etwa das Pflanzen von Bäumen und die Veröffentlichung von digitalen öffentlichen Bekanntmachungen über soziale Medien. Einige andere kreative Wege des JTS, diese Bewegung zu verbreiten, wurden beim Kompositionswettbewerb für ein Lied zum 89-jährigen Jubiläum gesehen, das auf der ökologischen Berufung von Psalm 104,30 basiert, sowie beim Wettbewerb für ein öffentliches Werbevideo für GCBS, das über die sozialen Medien verbreitet wird und das zu einer Verhaltensveränderung nicht nur innerhalb des JTS führen, sondern auch darüber hinaus in die öffentliche Gemeinschaft wirken soll.
Das JTS führte außerdem Dinge ein, die in der indonesischen Gesellschaft eher unüblich sind, wie etwa die farblich gekennzeichnete Mülltrennung. Manchmal sieht man immer noch Mitglieder des Campus fragend vor den Mülleimern stehen. Aber bei der Trennung allein bleibt es nicht. Ein Teil des Mülls recyclen wir in einer Müllsammelstelle. Auch das ist in Indonesien eher ungewöhnlich, da die Regierung den Großteil des Mülls normalerweise unsortiert auf eine riesige Mülldeponie wirft. Meiner Meinung nach hat das GCBS-Projekt bei den Studierenden, ebenso wie bei mir selbst, einen echten Paradigmenwechsel bewirkt, indem es sich wirklich um die Nachhaltigkeit in der Natur bemüht. Ja, manchmal sind es kleine Schritte, indem versucht wird im Rahmen des Programms am JTS nur wiederverwertbare Produkte zu verwenden und Plastik zu vermeiden. Ein Anliegen, das ansonsten von der Allgemeinheit eher ignoriert wird. Aber Green Campus, Blue Seminary erinnert uns auch daran, dass wir den Kirchen, vor allem im Rahmen des Collegium Pastorale, dem kirchlichen Praktikum, einige Ideen liefern sollten, was Maßnahmen für die praktische öko-missionarische Berufung im Gemeindekontext sein können.
Über den Campus hinaus in die Gesellschaft
Alle diese Aktionen könnten als ökosoziale Bewegung betrachtet werden, aber abgesehen davon ist GCBS auch eine ökotheologische Vision, die mit der Heiligen Schrift übereinstimmt. Ähnlich wie im Jakobusbrief geschrieben steht: "…der Glaube allein, wenn er nicht von Taten begleitet wird, ist tot" (Jakobus 2,17), versucht das Jakarta Theology Seminary sein Bestes, um die Schöpfung und die Natur nicht nur als akademischen Diskurs zu sehen, sondern praktisch zu handeln. Und nicht nur das: Das ökologische Engagement soll auch praktisch in die Gesellschaft hineinwirken. Daher sieht sich das JTS als lernende und lehrende Organisation und will die Mitglieder des Campus dazu inspirieren, die Kirchenmitglieder ihrer (zukünftigen) Gemeinden zu unterstützen, dass ihnen das Erhalten der Natur im täglichen Leben ganz praktisch zur Gewohnheit werden kann. Denn in der Bibel steht zwar, dass der Mensch, über die Erde herrschen soll – aber wir sollten das mit Verantwortlichkeit, Liebe und Mitgefühl tun – denn auch das steht in der Bibel.
evangelisch.de dankt der Evangelischen Mission Weltweit und mission.de für die inhaltliche Kooperation.