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Transparency International
Kampf gegen Korruption: Deutschland stagniert
Jedes Jahr präsentiert Transparency International eine Rangliste der Korruption in der öffentlichen Verwaltung. Skandinavische Staaten haben traditionsgemäß eine ziemlich weiße Weste. In Deutschland stagniert dagegen die Korruptionsbekämpfung.

Das Erstarken autoritärer und antidemokratischer Regime weltweit führt nach Angaben von Transparency International (TI) zu mehr Korruption in den jeweiligen Staaten. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Korruptionswahrnehmungsindex für das vergangene Jahr, den TI am heutigen Dienstag, 30. Januar 2024, in Berlin veröffentlicht.

Die Vorsitzende von TI Deutschland, Alexandra Herzog, erklärte: "Wo der Rechtsstaat, unabhängige Medien und zivilgesellschaftliche Gruppen geschwächt werden, dort blüht die Korruption." Das veranschauliche Ungarn, das unter Führung von Ministerpräsident Viktor Orban im Index auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten abgestürzt sei und inzwischen im EU-weiten Vergleich den letzten Platz belegt (Rang 76, 42 Punkte).

Wie im Vorjahr ist Dänemark mit 90 Punkten Spitzenreiter und das Land mit der wenigsten wahrgenommenen Korruption, gefolgt von Finnland, Neuseeland und Norwegen. Deutschland verliert im zweiten Jahr in Folge einen Punkt, bleibt mit 78 Punkten aber weiter auf Rang neun. Die letzten Plätze belegen weiterhin Südsudan, Syrien, Venezuela und Somalia. Insgesamt erreichen mehr als zwei Drittel der 180 Länder weniger als 50 von 100 Punkten. Dies sei ein deutlicher Hinweis auf ernsthafte Korruptionsprobleme weltweit.

Herzog betonte, auch als stabil geltende Demokratien müssten sich vorsehen. So müsse sich Deutschland gerade jetzt und mit Blick auf die Europawahl aktiver für starke Rechtsstaatlichkeit und einen vehementen Kampf gegen Korruption einsetzen. Zudem forderte TI die Bundesregierung auf, eine Strategie gegen die Einflussnahme durch autokratische Regime vorzulegen. "Es ist dringend geboten, unsere Institutionen und unsere Gesellschaft widerstandsfähiger zu machen", sagte Herzog.

Die stellvertretende TI-Vorsitzende, Margarete Bause, betonte, Deutschland habe das Problem der Korruption verhältnismäßig gut im Griff. Dennoch gebe es einige offene Flanken. So sei das Lobbyregister reformiert, der sogenannte Lobbyfußabdruck aber weggelassen worden. Er sollte darüber informieren, welche Wirkung Lobbygruppen auf Gesetzestexte haben.

Nach wie vor nicht strafbar, wenn Abgeordnete ihre Stellung missbrauchen

Auch das neue Gesetz zum Schutz von Hinweisgebern sei ein Fortschritt, aber der große Bereich der nationalen Sicherheit sei fast vollständig ausgeklammert worden, sagte Bause. Zudem gebe es noch Unsicherheiten für hinweisgebende Personen, Unternehmen und Behörden. Weiter stehe eine Gesetzesverschärfung bei Abgeordnetenbestechung noch aus. So sei es nach wie vor nicht strafbar, wenn Abgeordnete ihre Stellung missbrauchen, um - wie etwa bei der Maskenaffäre - im Gegenzug für einen persönlichen Vorteil Einfluss im Interesse Dritter zu nehmen. Auch für ein dringend benötigtes Unternehmensstrafrecht habe die Regierungskoalition bisher keinen Entwurf vorgelegt.

Die von der Nichtregierungsorganisation TI entwickelte Rangliste bewertet die in Politik und Verwaltung wahrgenommene Korruption. Der Index fasst 13 Einzelindizes zusammen und beruht auf Einschätzungen von Experten und Führungskräften. Dabei geht es ausschließlich um den öffentlichen Sektor. Steuerbetrug, Geldwäsche, illegale Finanzströme oder andere Formen der Korruption im privaten Sektor werden nicht bewertet.