Bis zu 500 Menschen werden pro Tag erwartet. Für sie gibt es nicht nur ein Mittagessen für 1,50 Euro, kostenlos Kaffee und Kuchen, sondern auch Zusatzangebote wie Rentenberatungen oder Kleidertausch, Konzerte und Gottesdienste. Mitverantwortlich für das mehrwöchige Projekt ist Pfarrer Matthias Halbig.
epd: Die Kirchen haben Probleme, viele Menschen sind nicht mehr kirchlich sozialisiert - würden Sie sagen, Vesperkirchen sind die Antwort, damit die Kirche wieder bei den Menschen punktet?
Matthias Halbig: Ich denke nicht, dass Vesperkirchen eine Antwort auf eine schleichende oder galoppierende Entkirchlichung geben. Es tritt keiner in die Kirche ein, weil er Vesperkirche toll findet. Aber sie ist ein Modell, aufgrund dessen viele sagen, "ich trete nicht aus". Vesperkirchen haben ein gutes Image und niemals spüre ich einen Rechtfertigungsdruck wie bei anderen Angeboten der Kirchen, deren Daseinsberechtigung manchmal angezweifelt wird. Wir haben Konfirmanden- und Schülergruppen zu Gast, die hier einen tollen Aspekt von Kirche kennenlernen und sehen, dass Glaube etwas verändert und nicht nur heißt, andächtig vor einem Gebetsbuch zu knien.
Manche Kirchenvorstände haben Probleme damit, wenn in ehrwürdigen Kirchenräumen Essen serviert wird, und sie für Gesundheitsberatung oder Kaffeeklatsch geöffnet sind. Verstehen Sie das?
Halbig: Ich denke nicht, dass eine Vesperkirche in einem sakralen Raum nichts verloren hat. Da geht der Charakter der Kirche überhaupt nicht verloren. Die Vesperkirche erinnert an das Ursprungsritual des christlichen Glaubens, an das Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Das, was passiert, ist sakral. Sie ist ein Ort der Begegnung, und das ist genau das, was Kirche sein soll.
Es ist auch so, dass sich mehr Kirchengemeinden trauen, eine Vesperkirche zu planen und durchzuführen. Was führt die Gemeinden zu dem Entschluss - sind es die Armut oder die Einsamkeit der Menschen oder die Schwierigkeiten, die Kirchen selbst haben?
Halbig: Ich denke nicht, dass es darum geht, dass wir als Kirche besser erkennbar sind. Eine missionarische Vision damit zu verbinden, ist nicht aussichtsreich. Entscheidend für eine Vesperkirche ist der soziale Raum vor Ort: welche Bedingungen haben die Menschen dort. Kirchen können Begegnungen ohne große Zugangsbeschränkungen für Menschen schaffen, die einen finanziellen oder einen anderen Mangel empfinden. Wir wollen auch, dass Leute kommen, die keine finanziellen Probleme haben. In der Vesperkirche soll es kein oben und unten geben. Aber es ist unrealistisch zu sagen, dieses Gefälle gibt es nicht. Wir haben ab diesem Jahr eine neue Kooperation mit der Nürnberger Tafel, die einmal in der Woche in unserem kleinen Saal eine Ausgabestelle hat. Das passt bestens zusammen.
Einblick in das Geschehen der Vesperkirche gibt dieses Video.
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Die Vesperkirche in der Nürnberger Gustav-Adolf-Gedächtniskirche ist vom 14. Januar bis zum 18. Februar von 10.30 bis 15.30 Uhr geöffnet, montags ist geschlossen.