Rotterdamer Hafen
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Viele Terminals machen zu Weihnachten und Silvester komplett zu, etwa im Rotterdamer Hafen.
Seeleute am Hafen in Rotterdam
"Eingesperrt am Arbeitsplatz zu Weihnachten"
Erfahren Sie, vor welchen Herausforderungen Seeleute an Weihnachten in Rotterdam stehen, wie wichtig digitale Seelsorge ist und wie Sie der Deutschen Seemannsmission helfen können. evangelisch.de-Portalleiter Markus Bechtold im Gespräch mit Matthias Ristau, Generalsekretär der Deutschen Seemannsmission.

Zu Weihnachten laufen viele Schiffe die Häfen an. In Rotterdam ist die Situation in diesem Jahr besonders. Können Sie erklären, was dort genau passiert?

Matthias Ristau: Die Schiffe sind zu Weihnachten dort, wo sie eben gerade sind. Auf See oder in einem Hafen. Und im größten Hafen Europas sind dann zahlreiche Schiffe gerade im Hafen. Aber viele Terminals machen zu Weihnachten und Silvester komplett zu. Das heißt die Seeleute liegen zwar mit ihrem Schiff im Hafen, aber sie können nicht runter von Bord und auch der Seemannsdiakon von der Seemannsmission kann sie nicht besuchen. 

Wie wirkt sich diese Situation auf das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit der Seeleute aus, die während der Feiertage von ihren Familien getrennt sind und zusätzlich mit der Einschränkung konfrontiert sind, das Hafengelände nicht verlassen zu dürfen?

Ristau: Seeleute freuen sich darüber, wenn sie Weihnachten im Hafen sind. Dann können sie mal an Land und ein bisschen vom Fest mitbekommen. Die Enttäuschung ist dann erst recht groß, wenn sie das Schiff nicht verlassen können. Wenn sie Glück haben, konnten sie schon vorher Sim-Karten kaufen, die hier funktionieren. Damit ist dann Kontakt mit der Familie möglich. Aber manche Schiffe kommen direkt aus der Ferne, dann geht noch nicht mal das. 
Das wirkt sich sehr negativ auf das Wohlbefinden der Seeleute aus. Einmal die fehlenden Möglichkeiten der Abwechslung und des Kontaktes. Und dann vor allem: so behandelt zu werden. Eingesperrt am Arbeitsplatz zu Weihnachten. Seeleute wollen als Menschen behandelt werden. Das ist unmenschlich. In welcher Branche wäre es erlaubt, Menschen an ihrer Arbeitsstätte einzusperren?

Das Eingesperrt sein verstößt gegen grundlegende Menschenrechte. Gibt es noch Möglichkeiten, die Situation für die Seeleute in Rotterdam erträglicher zu gestalten?

Ristau: Die Seemannsmissionen vor Ort (auch wir) versuchen noch Einfluss zu nehmen. Aber das wird schwer. Wir versuchen vorher Weihnachtsgeschenke und Sim-Karten hinzubringen und bieten digitale Seelsorge an.  

Wie engagiert sich die Deutsche Seemannsmission für Seeleute in den Häfen, insbesondere in der Weihnachtszeit?

Ristau: Wir sind das ganze Jahr über für Seeleute da und wissen, dass die Weihnachtszeit besonders emotional ist für die Seeleute ist. Sie vermissen ihre Familie und alle, die ihnen wichtig sind. Mit kleinen Geschenken sagen wir ihnen "Danke" für ihren Job, den sie für uns alle an Land tun. Wir zeigen ihnen: es denkt jemand an Dich. Und wir gestalten, da wo es geht, kleine Andachten. Wir sind gerade in dieser Zeit für Gespräche da, in den Häfen und online über unsere Chat-Plattform für Seeleute Dsm.care.

Wie können Interessierte die Arbeit der Deutschen Seemannsmission unterstützen?

Ristau: Wir brauchen Leute, die uns helfen, von den Seeleuten und unserem Einsatz für sie zu erzählen. Wer in der Nähe einer Seemannsmission wohnt kann sich ehrenamtlich engagieren. Und wir brauchen Spenden, denn der Einsatz für Seeleute braucht viel Zeit und Personal.