Es war Dezember 2017. Die erste Vorweihnachtszeit in England. Neues Zuhause, neuer Job, neues Land. Alles anders als vorher. Na ja, bis auf den Weihnachtsmarkt. Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Besuch auf dem "German Market" in Manchester: Die aneinandergereihten Holzbuden kamen mir sofort bekannt vor. Und bei dem Bratwurstduft und der sich drehenden Holzpyramide schlug mein Herz etwas höher. "Das ist wie... Zuhause", dachte ich. Hier gibt es all das was ich von deutschen Weihnachtsmärkten kenne. Genial!
Die sogenannten German Markets gibt es in vielen englischen Großstädten wie Liverpool, Birmingham oder eben Manchester, wo sie wahre Kundenmagneten sind. Aus dem ganzen Umland strömen Menschen in der Vorweihnachtszeit in die Innenstadt, um die "Markets" zu besuchen. Die lokale Stadtvermarktung "Visit Manchester" wirbt auf ihrer Seite mit 225 Ständen an neun Standorten in der City. Ein Riesenereignis, das seit 25 Jahren ein Massenpublikum anlockt.
Als Deutsche habe ich mich selbst zur Weihnachtsmarktexpertin erkoren und das Treiben mal unter die Lupe genommen. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich der "German Market" nämlich als gar nicht mal so German. Neben dem traditionellen Glühwein (engl. Mulled Wine) schenkt man hier etwa Mulled Cider aus. Außerdem bestellen sich Kund:innen hier auch mal gerne ein Pint Bier - das natürlich kalt.
Und auch bei den Essensständen gibt es einige englische Kuriositäten: etwa den Yorkshire Pudding Wrap - eine Art Sonntagsbraten auf die Hand. Dafür stehen Besucher:innen teilweise bis zu einer Stunde an.
In Sachen Handwerkskunst unterscheidet sich der Export ebenfalls vom Original: Von Räuchermännchen und Bienenwachs fehlt hier die geringste Spur. Stattdessen werden in Manchester Prints der lokalen Musiklegenden wie Oasis oder New Order verkauft. Meiner Meinung nach nicht unbedingt ein schlechter Tausch.
Und falls mich das Heimweh doch mal plagt, weiß ich zumindest, wie ich es kulinarisch lindern kann: bei einer Bratwurst mit Senf. Die schmeckt genauso gut wie daheim.