Vor allem Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, also Besucher:innen die auf Rollator, Rollstuhl oder Kinder, die noch auf den Kinderwagen angewiesen sind, haben häufig vielfache Hürden auf dem Weg zur ersten Weihnachtsmarkbude zu überwinden. Eine Treppe, dicke Kabelstränge oder keine Chance auf einen Parkplatz in der Nähe. Dazu kommen Barrieren, an die keiner ohne Einschränkungen direkt denkt. Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen machen mit 58 Prozent einen großen Anteil der Behinderten aus.
Doch es gibt eine Kurzformel die als erste praktische Orientierungshilfe für Menschen, die eine inklusive weihnachtliche Veranstaltung planen wollen, helfen kann: "Hinkommen, Reinkommen, Klarkommen." Diese Formel sollte bereits mit einer barrierefreien Ankündigung, der Möglichkeiten der Anreise bis hin zur Veranstaltung selbst als Überschrift im Kopf des Veranstaltenden sein.
In der Stadt Neuss am Rhein ist die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Weihnachtsmarktbetreiber gut. Mirjam Lenzen ist die Inklusionsberaterin der Stadt Neuss. Sie berät die Dienststellen sowie Fachämter und arbeitet für den Weihnachtsmarkt eng mit dem Marketing der Stadt und dem Veranstalter, der Familie Kremer, zusammen. Sie ist mit Neuss sehr zufrieden: "Auf dem Neusser Weihnachtsmarkt berücksichtigen wir bereits seit vielen Jahren die Barrierefreiheit für Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen. Durch den nahe gelegenen ÖPNV ist der Neusser Weihnachtsmarkt barrierefrei erreichbar. Alle Zuwege sind frei von Stufen- oder Hindernissen. Kabelbrücken werden zusätzlich mit Rampen ausgestattet. Dadurch ist ein Passieren mit dem Rollstuhl oder Rollator möglich. Auch Eltern mit Kinderwagen oder Fahrradfahrer:innen profitieren davon. Die Nutzung einer barrierefreien Toilette wird durch eine Gastronomie kostenlos sichergestellt."
Katja Eifler volontierte nach ihrer Studienzeit im Lokalradio im Rhein-Kreis Neuss. Anschließend arbeitete sie als Radioredakteurin. Später als Redaktionsleiterin eines Wirtschaftsmagazins am Niederrhein. Heute ist sie freischaffende Journalistin, Online-Texterin, Coach und Moderatorin. Seit April 2023 ist sie als Redakteurin vom Dienst für evangelisch.de tätig.
Durch die gute Zusammenarbeit mit dem Veranstalter des Weihnachtsmarktes sinkt die Zahl der beschwerlichen Kabelbrücken, an vielen Buden wird der Strom über obere Kabelleitungen verlegt. Auch Beschilderungen und Orientierungshilfen für den Weg zur barrierefreien Toilette hängen an vielen Ständen. Für den gemütlichen Glühweinumtrunk stehen niedrige Tische sowie Tonnen bereit, damit Rollstuhlfahrer:innen und Menschen mit Rollatoren auf Augenhöhe mit anderen Besucher:innen essen und anstoßen können.
Jeder einzelne Budenbetreibende könne mit freundlicher Hilfe und Unterstützung darüber hinaus viel zur besseren Teilhabe dieser Menschen beitragen, sagt Lenzen. "Kann ich etwas für Sie tun?`Das ist eine wertschätzende Frage, die es vielen Menschen leichter machen kann."
Auf dem Neusser Weihnachtsmarkt zusammen feiern
Auf die Frage: "Was fehlt noch?", antwortet die Inklusionsberaterin: "Das würde ich gerne Betroffene fragen. Wir sind mit ihnen im ständigen Austausch. Aktuell liegen mir keine Verbesserungsvorschläge vor. Ich bin daher sicher, dass der Weihnachtsmarkt in Neuss für alle Menschen eine schöne Erfahrung bietet."
evangelisch.de wird mit zwei behinderten Menschen den Neusser Weihnachtsmarkt im Advent besuchen und testen, inwieweit Barrierefreiheit in der Praxis hilft. Das Ergebnis wird auf evangelisch.de erscheinen.
Diese Tipps können dazu beitragen, dass Weihnachtsmärkte für Menschen mit Behinderungen angenehme und festliche Erlebnisse sind. Doch auch hier gilt, jeder einzelne Beitrag zählt, einen perfekten Markt, muss kein Betreibender aus dem Hut zaubern.
• Barrierefreier Zugang: Der Weihnachtsmarkt sollte einen barrierefreien Zugang haben, damit Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ihn problemlos betreten können.
• Behindertenparkplätze: Ausreichende Parkplätze sollten in der Nähe für Menschen mit Behinderungen reserviert werden.
• Behindertentoiletten: Rollstuhlgerechte Toiletten sollten die leicht erreichbar sein
• Informationsmaterial: Informationen über den Weihnachtsmarkt, einschließlich einer Karte mit barrierefreien Wegen und Einrichtungen, sollten vorab veröffentlicht werden.
• Hilfspersonal: Wenn möglich sollte es Personen vor Ort geben, die Menschen mit Behinderungen beim Navigieren auf dem Markt unterstützen.
• Ruhige Bereiche: Für sensorisch empfindsame Menschen empfiehlt es sich auch ruhige Bereiche für die Erholung anzubieten.
• Geeignete Essens- und Getränkestände: Essens- und Getränkestände sollten auch für Rollstuhlfahrer zugänglich sein.
• Barrierefreie Attraktionen: Einige der Weihnachtsmarktattraktionen, wie Karussells sollten, wenn möglich auch für Menschen mit Behinderungen geeignet sein. Ansonsten kann in der Planung gezielt danach gesucht werden.
• Feedback sammeln: Besucher mit Behinderungen, sollten die Möglichkeit haben Feedback zu geben, um die Zugänglichkeit jedes Jahr zu verbessern.
Eine ausführliche Checkliste hat die Bundesfachstelle Barrierefreiheit zusammengestellt.