Der Deutsche Spendenrat erwartet in diesem Jahr ein niedrigeres Spendenaufkommen als in den beiden Vorjahren. Die Deutschen hätten in den ersten neun Monaten dieses Jahres rund 3,2 Milliarden Euro gespendet, rund 600 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum, erklärte der Geschäftsführer des Spendenrates, Martin Wulff, am Montag in Berlin bei der Vorstellung der GfK-Erhebung "Bilanz des Helfens - Trends und Prognosen".
Die Einnahmen seien vor allem in der Not- und Katastrophenhilfe zurückgegangen. Diese waren in den beiden Vorjahren nach dem Ahrtal-Hochwasser (2021) und dem Beginn des Ukraine-Krieges (2022) stark gestiegen.
Angesichts der Inflation in den vergangenen 18 Monaten und einer "erwartbaren Normalisierung des Spendenverhaltens nach den Rekord-Hilfeleistungen" falle das voraussichtliche Gesamtspendenergebnis in diesem Jahr mit fast fünf Milliarden Euro "immer noch bemerkenswert gut aus". Im vergangenen Jahr wurden laut Spendenrat knapp 5,7 Milliarden Euro gespendet.
Die "Bilanz des Helfens - Trends und Prognosen" wird von dem Marktforschungsunternehmen Consumer Panel Germany GfK GmbH im Auftrag des Spendenrats erstellt. Sie basiert auf regelmäßigen schriftlichen Erhebungen einer repräsentativen Stichprobe von 10.000 Teilnehmern ab zehn Jahren. Der Deutsche Spendenrat ist der Dachverband von 71 Spenden sammelnden Organisationen. Sie verpflichten sich unter anderem auf gemeinsame Qualitäts- und Transparenzstandards.
Die durchschnittliche Spende pro Spendenakt lag in diesem Jahr bislang bei 37 Euro. Dies sei der dritthöchste Betrag seit 2005. Höhere Beträge pro Spende gab es nur in den Rekordjahren 2021 (40 Euro) und 2022 (41 Euro). Durchschnittlich wurden sechs Spenden pro Spender registriert, der höchste Wert seit 2005.
Drei Viertel flossen in die humanitäre Hilfe
Rund drei Viertel des Spendenvolumens (76,7 Prozent) flossen bislang in die humanitäre Hilfe. Der größte Batzen ging an die Unterkategorie Not- und Katastrophenhilfe. Aber auch hier gibt es einen Spendenrückgang.
Auffällig sei, dass der Bereich "Kirche/Religion" seit 2019 rund 30 Prozent seiner Spendeneinnahmen verloren habe, hieß es weiter. So flossen 2019 in den ersten neun Monaten noch rund 713 Millionen Euro in diesen Bereich, 2023 waren es im gleichen Zeitraum rund 503 Millionen Euro.
Die Spendeneinnahmen für Flüchtende würden sich wieder "normalisieren". In den ersten neun Monaten 2023 wurden 316 Millionen Euro ermittelt. Das war mehr als im gleichen Zeitraum 2019 (188 Millionen Euro) und ein Rückgang gegenüber dem Vergleichszeitraum 2022 (949 Millionen Euro).
Nach wie vor spendet die Generation 70plus am meisten. Ihr Anteil am Gesamtspendenvolumen liege in diesem Jahr bei 42 Prozent. Die Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen verzeichnete dagegen Rückgänge bei den Spender:innen.
Ungewöhnlich, weil gegen den Trend, sei der Anstieg der Zahl der Spendenden in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen. Dort stieg auch die Höhe der im Jahr gespendeten Beträge auf 253 Euro an. Im Vergleich zu 2019 mit damals 161 Euro jährlich habe die Altersgruppe ihre Spenden um 56 Prozent gesteigert. "Diese Zahl lässt darauf hoffen, dass es auch in Zukunft zahlreiche Spendende in Deutschland gibt", sagte Wulff.