Vertreter der Friedensbewegung haben am Sonntag in Bremen bei der Premiere einer Dokumentation über den Wehrmachts-Deserteur Ludwig Baumann (1921-2018) die Aktualität des Films betont. Baumann habe mit seinem Engagement für eine lebensfreundliche Kultur des Friedens gekämpft und über alle Grenzen hinweg Kriegsgegnern den Rücken gestärkt, sagte Friedhelm Schneider vom Europäischen Büro für Kriegsdienstverweigerung.
Die nicht wenigen Kriegsdienstverweigerer etwa in Russland, Belarus und der Ukraine ermutige sein Beispiel, ihren Überzeugungen treu zu bleiben, bekräftigte Schneider im ausverkauften Bremer Filmkunstkino "Gondel". In Anspielung auf die Worte von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), Deutschland müsse "kriegstüchtig" werden, ergänzte er, Baumann habe sich für Friedenstüchtigkeit engagiert.
Autorin, Regisseurin und Produzentin der gut 60-minütigen Dokumentation unter dem Titel "Die Liebe zum Leben" ist die Bremer Filmemacherin Annette Ortlieb. Für die Produktion hat sie Baumann seit 2012 über Jahre begleitet. Der Bremer Friedensaktivist ist im Juli 2018 im Alter von 96 Jahren gestorben.
Mit einem Freund desertierte der gebürtige Hamburger 1942 als Marinegefreiter im französischen Bordeaux. Er wurde gefasst, gefoltert und verurteilt. Zehn Monate verbrachte er in der Todeszelle. Dann wurde das Urteil nach einer Intervention seines einflussreichen Vaters in eine zwölfjährige Zuchthausstrafe umgewandelt. Er kam ins Konzentrationslager, ins Wehrmachtsgefängnis Torgau und ins Strafbataillon.
Von der NS-Militärjustiz wurden rund 30.000 Deserteure, Verweigerer und "Kriegsverräter" zum Tode verurteilt und etwa 20.000 hingerichtet. Mit den Worten "ich wollte doch nur leben" hatte Baumann seine Desertion begründet.
Nach dem Krieg war er Mitbegründer der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz. Wehrmachts-Deserteure und "Kriegsverräter" hat der Deutsche Bundestag bis 2009 in drei Etappen rehabilitiert - maßgeblich vorangetrieben durch Baumann.