"Brot für die Welt"-Präsidentin Dagmar Pruin und Präsident Ulrich Lilie sahen sich angesichts der Situation in Gaza dazu berufen ihren schriftlichen Bericht auf der Tagung der Synode der EKD mündlich zu ergänzen. "Was ich erlebe in Deutschland, gerade auch im Bereich der Zivilgesellschaft, ist eine Mitleidlosigkeit, die mich im Blick auf diese Gewalt sprachlos werden lässt." Das sagte Pruin am Montag Abend in Ulm. Pruin, die bis 2020 Geschäftsführerin von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste war, beklagte eine in Teilen der Gesellschaft mangelnde Solidarität mit den Opfern der Hamas in Israel.
Die Diakonie Katastrophenhilfe hatte bereits im Oktober einen Spendenaufruf gestartet und ist seit Ende Oktober mit einer Partnerorganisation dabei, im Gazastreifen Wasser und Nahrungsmittel an die Zivilbevölkerung zu verteilen. "Ein gerechter Frieden für Israelis und Palästinenser:innen
sowie eine demokratische und pluralistische Gesellschaft mit gleichen und freien Entfaltungsmöglichkeiten für alle Menschen bilden die übergeordneten Ziele des Engagements." So heißt es in dem Bericht. "Wir wissen nicht, was die nächsten Wochen, Monate und Jahre für die Region bringen werden", sagte Pruin, aber Brot für die Welt sei mit seinen Partnerorganisationen vorbereitet.
Große Sorge bereitet beiden Sprecher:innen, dass angesichts der Kriege in der Ukraine und in Gaza andere Ländern in denen das Werk arbeitet aus dem Blick geraten. "Wir müssen den Menschen gerecht werden in allen Teilen der Welt", sagte Dagmar Pruin auch angesichts der Situation von Flüchtlingen im Mittelmeer.
Präsident Ulrich Lilie sagte, dass ihn auch die Situation in Deutschland erschrecke. "Die antisemitischen und antiisraelischen Kundgebungen in Deutschland, die verbale und physische Gewalt gegen Jüdinnen und Juden, gegen jüdische Einrichtungen, jüdisches Leben, die wir in den letzten Wochen erlebt haben, ist zutiefst beschämend. Es wird in einem erschütternden Ausmaß deutlich, was wir längst wissen: Der Antisemitismus war in Deutschland nie verschwunden. Seine jahrhundertealten christlichen Wurzeln wirken in rechten Narrativen, in Verschwörungserzählungen aller Art fort und sind alles andere als ein Randphänomen." Es sei zu sehen, dass sich der Antisemitismus islamistischer Prägung in diesen Tagen in einigen migrantischen Communities unverhohlen aggressiv und brutal Bahn breche.
Verbände kritisieren Haushaltsplanung im Bund
Diakonie und "Brot für die Welt" werfen der Bundesregierung eine Haushaltsplanung zulasten des Klimas und armer Menschen vor. Die Regierung sollte klimaschädliche Subventionen abbauen, statt den Rotstift bei den ärmsten und verwundbarsten Menschen anzusetzen, forderten der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, und "Brot für die Welt"-Präsidentin Dagmar Pruin am Rednerpult in Ulm. Der Nachhaltigkeitsstrategie für Deutschland fehlten internationale Perspektiven, hieß es.
Die negativen Auswirkungen des Wirtschaftens in Deutschland auf andere Länder würden zu wenig berücksichtigt. "Unsere Art zu wirtschaften, nimmt anderen Ländern ihre Entwicklungschancen", kritisierte Pruin. Mehr Nachhaltigkeit in Deutschland verbessere auch in Afrika, Asien und Lateinamerika die Chancen auf nachhaltige Entwicklung.
Lilie und Pruin berichteten der Synode gemeinsam für das Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung. Unter seinem Dach arbeiten die Diakonie Deutschland sowie die Hilfsorganisationen "Brot für die Welt" und Diakonie Katastrophenhilfe.