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epd-bild/Heike Lyding
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus (l), fordert ein entschiedeneres Engagement gegen Antisemitismus in den eigenen Reihen der Kirche. Hier sitzt sie neben Bärbel Bas, Präsidentin des Deutschen Bundestages.
EKD Synode und Flüchtlingspolitik
Kurschus gegen Obergrenze bei Migration
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat sich gegen eine Festlegung der Obergrenze bei der Migration ausgesprochen. Beim Synodenauftakt in Ulm sagte sie, es sei christliche Pflicht diesen Menschen beizustehen und erinnerte an die Worte Jesu: "Was ihr einem von diesen tut, das tut ihr mir..."

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, plädierte auf dem Synodenauftakt dafür, sich für Geflüchtete und Migranten einzusetzen. "Überall da, wo menschliche Grundrechte in Gefahr geraten, ist um des Evangeliums willen unser Einspruch gefordert", sagte sie am Sonntag in Ulm. 

Die Ratsvorsitzende sieht einen fehlenden politischen Willen, "legale und sichere Wege nach Europa zu schaffen". So würden die Menschen in Asylverfahren getrieben, die nicht zu ihren Lebensgeschichten passten, ergänzte Kurschus. Weiter kritisierte sie, dass in der Migrationsdebatte "Islamismus und Antisemitismus pauschal mit der Begrenzung von Migration verknüpft" werde. Sie verwies auf Jahrzehnte vernachlässigte Integrations- und Religionspolitik in Deutschland, die hinter den Problemen stünden. 

Besonders scharf kritisierte die EKD-Ratsvorsitzende, dass teils erschreckend offen dazu aufgerufen würde, dass man sich gegen die Not der Geflüchteten immunisieren müsse, weil der Einsatz für die Geflüchteten vermeintlich "auf Kosten unserer eigenen Leute" gehe. Solche Auffassungen kämen nicht nur vom rechten Rand, sondern auch "aus der Mitte unserer Parteienlandschaft", sowie unter Kirchenmitgliedern.

Sie sehe auch, dass Hochengagierte die Kraft und die Mittel ausgehen, daher sei eine ehrliche Suche nach Lösungen für Probleme erforderlich, die man nur gemeinsam bewältigen könne. Sie kritisierte weiter, dass aus Angst vor weiteren Wahlerfolgen der AfD Scheinlösungen vorgetragen würden, doch die nicht weiterhelfen. Grenzkontrollen und Abschiebungen im großen Stil lösten lediglich noch mehr Ressentiments aus. All das sei mit einem christlichen und humanistischem Menschenbild nicht vereinbar. Sie wolle daher weiter an Barmherzigkeit erinnern und pragmatische Verbesserungen im Sinne der Menschen einfordern.   

Nähe zu den Menschen 

Das andere große Thema der EKD-Synode ist die Nähe zu den Menschen angesichts des Mitgliederverlusts der Kirchen. "Was wir sagen und wie wir es sagen, das sollte möglichst wenig institutionell daherkommen", sagte Kurschus, die auch westfälische Präses ist.

"Pausbäckige Verlautbarungen und kluge Richtigkeiten führen uns nicht weiter", ergänzte sie. Man müsse "hingehen, miteinander sprechen, die Sorgen teilen". Kurschus betonte, die Kirche müsse sich verändern, reformieren und konzentrieren.

Bei der am Sonntag eröffneten EKD-Synode in Ulm werden am Dienstag die Ergebnisse der aktuellen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung vorgestellt. Noch sind sie nicht öffentlich bekannt. Kurschus räumte ein, dass die Untersuchung ernüchternd deutlich zeige, dass das Vertrauen in Institutionen quer durch alle Bevölkerungsschichten sinke. Die mittlere Altersgruppe der 25- bis 49-Jährigen sei dabei die "anspruchsvollste Alterskohorte", sagte sie.

Es ist das sechste Mal seit 1972, dass die evangelische Kirche diese soziologische Studie über die Haltung zu Religion und Kirche in der Gesellschaft in Auftrag gegeben hat. Bei den Beratungen in Ulm ist eines der Hauptthemen, wie Christinnen und Christen selbst über ihren Glauben sprechen können und welche Handlungsaufträge sich daraus gesellschaftlich ableiten.