Sein Zögern hatte nichts mit der ZDF-Reihe zu tun, sondern mit der Figur, die er verkörpern sollte, wenn auch weniger, weil es sich dabei "um einen schwierigen Charakter handelt, sondern weil dieser Mensch extrem rassistische Ansichten vertritt und die ganze Geschichte in einer Region spielt, in der rechte Parteien aktuell sehr präsent sind." Schubert fragte sich, ob ein Krimi "genügend Raum bietet, um der Vielschichtigkeit der Problematik wirklich angemessen gerecht zu werden."
Am Ende hat sich der gebürtige Sachse dazu durchgerungen, das Angebot anzunehmen, schließlich sei er Schauspieler geworden, weil er Menschen spielen möchte, "die möglichst weit weg sind vom eigenen Ich." Die Herausforderung habe ihn dann doch so gereizt, dass er sich ihr stellen wollte; zum Glück für diesen Film.
Die Reihe mit Kai Scheve und Lara Mandoki als Duo von der Kripo Chemnitz ist zwar sehenswert, aber meist auch nicht weiter aufregend. Ihr eigentlicher Reiz besteht in der Verknüpfung von Kriminalfällen mit einheimischen Sitten, Gebräuchen und Sagen, weshalb Folklore stets eine große Rolle spielt, diesmal jedoch nur am Rande: Die Familie, auf die sich der Titel ("Familienband") bezieht, betreibt eine Stellmacherei. Traditionell werden in den Werkstätten dieser Art allerlei hölzerne Gerätschaften für die Landwirtschaft produziert, aber Frank Ott (Peter Schneider) und Gattin Corinna (Katharina Wackernagel) haben sich auf die Herstellung von Schlitten spezialisiert. Als Tochter Mia eines Tages vom Besuch bei einer Freundin nicht mehr nach Hause kommt, alarmiert ihre Mutter die Polizei.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Zumindest auf dieser Ebene fällt Susanne Schneiders erstes Drehbuch für die Reihe nicht aus dem erwartbaren Rahmen. Hauptkommissar Winkler initiiert "das volle Programm", also eine großangelegte Suchaktion mit Technischem Hilfswerk, Feuerwehr und wer sonst noch abkömmlich ist. Spannend wird die Sache, weil es von Anfang an einen Parallelstrang gibt: Der Hund von Saskia Bergelt (Teresa Weißbach) führt sie in einen Bergwerksstollen, wo die Försterin nicht nur eine Art Kinderzimmer, sondern auch ein Neugeborenes entdeckt.
Im Krankenhaus stellt sich raus, dass die helle Haut des Babys eine Laune der Natur und nur vorübergehend ist: Das Kind ist schwarz. Seine Mutter ist offenkundig Mia, die ihre Schwangerschaft geschickt vor den Eltern verborgen hat, und jetzt kommt Schubert ins Spiel. Anfangs belässt es Ralph Ott, Mias Onkel, bei düsteren Andeutungen über die Flüchtlingsunterkunft im Dorf, doch dann häufen sich seine fremdenfeindlichen Äußerungen. Wes Geistes Kind er ist, wird ebenfalls klar, als Bergelt bemerkt, es wisse schließlich jeder, für welche Partei er im Gemeinderat säße. Deren Name wird nicht genannt, aber das ist auch nicht nötig.
Schubert versucht gar nicht erst, den Unternehmer, der in der Gegend ein Wellness-Hotel errichten will, um den Tourismus anzukurbeln, sympathisch zu verkörpern, zumal spätestens durch die diversen Konfrontationen zwischen Frank und Ralph kein Zweifel bestehen kann, wer hier der gute und wer der böse Bruder ist; aber es war ihm wichtig, Ott zumindest mit positiven Seiten zu versehen und seine Beweggründe nachvollziehbar zu gestalten. Zur entscheidenden Krimifigur wird der Mann, als sich rausstellt, dass er von Mias heimlicher Beziehung zu einem jungen Flüchtling (Seedy Touray) wusste; sie wiederum kannte ihrerseits ein Geheimnis des Onkels und hat ihn erpresst.
Die Inszenierung durch Thorsten M. Schmidt – auch er feiert mit "Familienband" seine Premiere beim "Erzgebirgskrimi"– entspricht dem betont unaufgeregten Stil der Reihe, doch die Kameraarbeit (Conrad Lobst) ist ausgezeichnet, und das nicht nur wegen der schön anzuschauenden atmosphärischen Zwischenbilder. Die Gegenwart ist trotz der Frühlingsstimmung, die über dem Land liegt, düster, weshalb die verklärten Rückblenden umso freundlicher wirken. Besonders bemerkenswert ist eine Szene, als das heimelige Licht einer entsprechenden Szene auch die allerdings nicht ganz unerwartete Auflösung illuminiert. Fans der Reihe dürfen sich zudem darüber freuen, dass sich der Kommissar und die Försterin, zwischen denen es schon geraume Zeit kräftig knistert, endlich küssen.