In der evangelischen Marktkirche in Hannover sind die Arbeiten für Einbau des Reformationsfensters vollständig abgeschlossen. Handwerker entfernten am Montag die riesige Plastikplane, die das Kircheninnere bislang vor Baustaub geschützt hatte. Das umstrittene Kunstwerk von Markus Lüpertz ist nun komplett sichtbar. Von außen ist es durch Sicherheitsglas geschützt. Das Fenster soll am Reformationstag (31. Oktober) mit einem Gottesdienst und einem Festakt eingeweiht werden. Die Kosten stiegen im Laufe von sieben Jahren auf 208.000 Euro.
"Ich freue mich, dass es nun geschafft ist", sagte Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes am Montag. "Unsere Kirche darf und muss sich verändern. Und wenn sie sich so verändert, herausfordernd, aufregend und anregend, dann finde ich das gut." Zur Einweihungsfeier werden rund 600 Besucher:innen erwartet. Wegen des großen öffentlichen Interesses überträgt die Marktkirche den Gottesdienst auch auf ihrer Internetseite.
Das Buntglasfenster an der Südfassade der spätgotischen Backsteinkirche hatte für heftige Kontroversen gesorgt. Es war ursprünglich von Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) angeregt worden, einem Freund von Lüpertz.
Schröder hatte dafür Spenden in Höhe von 135.000 Euro bei Institutionen und Unternehmen gesammelt, bei denen er Vorträge gehalten hatte. Nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine widmete die Marktkirche die Spenden wegen Schröders Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin allerdings um und steckte sie mit Zustimmung der Spender in einen Ukraine-Fond.
Zuvor hatte es einen zweijährigen Rechtsstreit um das veränderte Erscheinungsbild der Kirche gegeben, der bis zum Oberlandesgericht Celle führte und dort mit einem Vergleich endete. Das Fenster zeigt unter anderem eine große weiße Figur, die Martin Luther (1483-1546) darstellen soll, sowie Motive zur Reformation. Die ungewöhnliche und zum Teil provokante Bildsprache von Lüpertz stieß bei manchen Bürgern auf deutlichen Widerspruch. Die Marktkirche berichtete jedoch auch von viel Zustimmung.