Es war wie ein Fußballspiel mit Verlängerung und Elfmeterschießen – spannend bis zum Schluss. Erst nach vier Tagen und sieben Wahlgängen stand fest, dass er der neue Landesbischof von Bayern werden würde. 56 von 102 Stimmen erhielt Christian Kopp in der Landessynode, und damit genau eine mehr als nötig.
Damit endete der Wahlkrimi, den er sich mit seiner letzten Mitbewerberin, der Landshuter Dekanin Nina Lubomierski geliefert hatte. Am Ende war er sichtlich erleichtert, aber auch geschafft: "Wir alle haben anstrengende Tage hinter uns, und die hinterlassen Spuren", sagte er damals, Ende März.
Ein gutes halbes Jahr später ist es jetzt soweit: am 29. Oktober wird Kopp bei einem Festgottesdienst in der Nürnberger Lorenzkirche in sein neues Amt eingeführt, am 1. November übernimmt er die Geschäfte des Landesbischofs von seinem Vorgänger Heinrich Bedford-Strohm, der sich nach 12 Jahren an der Spitze der bayerischen Landeskirche verabschiedet.
Und wie fühlt er sich heute, kurz vor dem großen Tag? "In mir ist eine Mischung aus ganz verschiedenen Gefühlen", sagt Christian Kopp. "Vorfreude, Dankbarkeit, auch ein gutes Stück Respekt und auch ein wenig Sorge, ob ich alle Aufgaben gut erfüllen kann."
Erfahrung auf vielen Gebieten
Geboren 1964 in Regensburg, verbrachte Christian Kopp seine Kindheit und Jugend in Rummelsburg bei Nürnberg und in Garmisch-Partenkirchen, sudierte in München, Erlangen, Bern und Tübingen Theologie. Er arbeitete als Hochschulpfarrer und Projektleiter einer Kommunikationsinitiative, war Gemeindepfarrer und Dekan.
2019 wurde Kopp als Nachfolger von Susanne Breit-Kessler zum Regionalbischof von München und Oberbayern berufen. Mitten in der Pandemie habe er erlebt: "Die Menschen in den Gemeinden und Einrichtungen unserer Kirche machen richtig gute Arbeit", schreibt er in seiner Vorstellung auf der Homepage des Kirchenkreises München.
Fahrradtour als Wetteinsatz
Nun, nur vier Jahre später also der nächste Karriereschritt: Christian Kopp übernimmt das Bischofsamt in einer Zeit, die von Krisen und fundamentalen Umbrüchen geprägt ist. In dieser Zeit, in der es "für uns alle richtig anstrengend ist zu leben", vertraue er "auf gemeinsame Lösungen und darauf, dass wir gemeinsam weiter viel voranbringen können". Die Volkskirche ist nicht tot, davon ist Kopp überzeugt.
Die Fähigkeit zu kommunizieren ist nach Meinung des neuen Landesbischofs eine große Stärke der Kirche. "Wir werden gebraucht, weil wir mit den Menschen reden können." Das gilt auch für ihn persönlich.
Einen guten Draht pflegt Kopp zu jüngeren Menschen – etwa bei einem Gespräch mit Kindern und Expert:innen der Jugendarbeit auf dem Kirchentag in Nürnberg. Die Evangelische Jugend in Bayern (EJB) animierte er zum Spendensammeln, indem er kurzerhand eine Wette anbot: Bekommen die Jugendlichen bis Mai 5.000 Euro zusammen, will sich Kopp, der auch ein begeisterter Sportler ist, auf‘s Fahrrad schwingen und 135 Kilometer von München zum Jugendkonvent im fränkischen Pappenheim radeln.
Klare Positionen
Die Bereitschaft zu Dialog und Teamarbeit wird Kopp für die Aufgaben gut brauchen können, die innerhalb der Landeskirche auf ihn warten - etwa die Weiterarbeit am Zukunftsprozess "Profil und Konzentration". "Ich mache nie etwas allein", sagt er von sich. Deshalb will er auch "gut zuhören und nach guten Wegen für die Zukunft der Kirche suchen". So sind und bleiben es die "Begegnungen mit Menschen in unserer Kirche und an vielen Orten in Bayern", auf die er sich auch im neuen Amt besonders freut.
Der politische Einsatz der Kirche ist für Kopp "zentral". Bereits bei der Vorstellung als Kandidat hatte sich der Theologe klar zu Waffenlieferungen und Klimaprotesten positioniert. "Das heißt nicht, dass wir zu jedem tagesaktuellen Thema etwas sagen müssen." Doch bei dem, was Grundbedürfnisse und -belange von Menschen berühre, etwa die Bewahrung der Schöpfung oder Gerechtigkeitsfragen, "da müssen wir uns einbringen". Seinen Vorgänger Bedford-Strohm bewundere er für die Art, wie er Themen setzen konnte. Etwa in der Flüchtlingskrise. "Da dürfen wir nicht nachlassen."
Am Sonntag, 29. Oktober, um 10 Uhr wird in einem Festgottesdienst in der Nürnberger Lorenzkirche der bisherige Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm verabschiedet und sein Nachfolger, Regionalbischof Christian Kopp, in sein Amt als neuer Landesbischof eingeführt. Der Gottesdienst wird live im BR-Fernsehen und im Hörfunkprogramm Bayern 1 übertragen.