© epd, Daniel Schaffer
Bereits zum dritten Mal veranstaltete das Haus kirchlicher Dienste in der hannoverschen Landeskirche ein viertägiges Social-Media-Bootcamp (13. bis 16.10.2023) für junge christliche Creator:innen und Influencer:innen.
Christliche Influencer im Bootcamp
Das Evangelium auf Instagram und TikTok
"Powered by Jesus" steht auf dem Plakat in der Lutherkirche Hannover. Das Ziel der jungen Influencer, die sich hier zum Social-Media-Bootcamp trafen: Über ihren Glauben sprechen und die Reichweite ihrer Social-Media-Kanäle erhöhen.

Die Seitentür der Lutherkirche in Hannover stand offen, junge Menschen saßen auf den Stufen, blinzelten mit einem Kaffee in der Hand in den blauen Himmel, klönten und lachten. Auch das Innere der Kirche strahlte eine lockere Start-up-Atmosphäre aus. Vor den bunten Kirchenfenstern stand eine Bar, es gab Cola und Kekse. Auf Stehtischen lagen Laptops und Post-it-Zettel, in roten Sitzsäcken fläzten sich Jugendliche, ein Baby krabbelte über den Kirchenboden.

Von Freitag bis Montag, 16. Oktober, hatte in der Jugendkirche in Hannovers Nordstadt ein viertägiges "Social-Media-Bootcamp für Creator:innen und Influencer:innen" stattgefunden. Junge Menschen und ihr Glaube: in Zeiten von Gewalt, Krisen, gesellschaftlichen Umbrüche und sinkenden Kirchenmitgliedszahlen ein Thema, das nicht nur kirchenintern interessiert. Das ZDF war mit einem Kamerateam gekommen, sie drehten einen Film für die Reportagereihe "37 Grad".

Die rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer interessierte das mediale Interesse nur am Rande. Leben in und mit Medien sind sie gewohnt, Videos und Fotos ihre alltäglichen Begleiter. Die 16- bis 35-Jährigen waren aus ganz Deutschland nach Hannover gereist, sie stammen aus München, Dresden, Göttingen. Ihr Ziel: Ihre Social-Media-Kanäle zu pushen, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen, Tipps auszutauschen.

"Wir haben hier die ganze Bandbreite: von Influencern, von denjenigen, die ihre ersten Schritte machen, bis zu Fortgeschrittenen, die sich weiter professionalisieren wollen", sagt Rainer Koch, Referent für missionarische Dienste in der hannoverschen Landeskirche. Er bildet mit dem Landesreferenten für Jugendarbeit beim EC, Patrick Senner, das Leitungsduo des Bootcamps.
Auch die Ausrichtung der Kanäle ist verschieden. Manche Teilnehmer verantworten Instagram, TikTok und Co für ihre Ortskirche oder Gemeinde, manche sehen sich als digitale Missionare, wieder andere erzählen aus ihren Leben, ihr Glaube schwingt eher beiläufig mit.

Zuhause in der Social-Media-Welt

So wie bei Johanna Degenstein. "Ich liebe die Social-Media-Welt", schwärmt die 27-Jährige. Unter ihrem Namen hat die Mainzerin seit 2012 einen Instagram-Kanal mit mehr als 1.800 Followern, auf dem sie, "Gedanken und Fotos von Menschen, die ich liebe" teilt. Ihren Followern stellt sich die Fotografin als "creative soul", "human lover" und "dog mom" vor.

"Mir ist Authentizität wichtig", sagt sie. "Menschen sollen so sein dürfen, wie sie sind, jeder hat seinen Platz in dieser Welt." Es sei gut, dass es in den sozialen Kanälen einen Umschwung von Perfektion hin zum "Echten" gibt, sagt die junge Frau mit dem Nasenring und den weiß lackierten Fingernägeln. Ihren Glauben möchte Johanna keiner Institution zuordnen. Sie sei streng christlich erzogen worden. "Ich glaube an Jesus", sagt sie und ergänzt: "Ich will ihn jetzt aber nicht übelst publik machen, meine Liebe zu ihm schwingt nur immer mit." Johanna lacht. "Ich weiß, dass sich das jetzt vielleicht sehr christlich anhört, aber ich glaube, dass Jesus sein Licht weitergibt - auch durch mich."

Die Macht der Bilder

Für Rainer Koch macht die Vielfalt der Teilnehmer das Bootcamp aus. "Wir denken Kirche entgrenzt, sagt er. An der Schulung könnten alle teilnehmen, die sich für christliche Werte einsetzen und Sympathien für die Evangelische Kirche haben. In der Lutherkirche gab es beispielsweise ein Modul "Storytelling". Eike Schmidt sprach über die Macht der Bilder. Der gelernte Puppenspieler, der unter anderem für die Sesamstraße arbeitet, zeigte den jungen Influencern ein Foto lächelnder Menschen. Darunter stehen die Worte "empowered lieben". Schmidt fragte: "Braucht es die Worte?" Die Teilnehmer zögerten, Schmidt antwortete: "Nicht wirklich. Man sieht auch so, dass dort glückliche, liebende Menschen zu sehen sind. Es wirkt, als erkläre man einen Witz."

 

Die Zuhörer lachen - auch Timon. Der 18-Jährige ist im Vorstand der evangelischen Jugend Hannover und dort im Social-Media-Team. "Wir wollen die Präsenz unseres Jugendverbandes in den sozialen Netzwerken erhöhen", sagt Timon. Wichtig sei ihm, dass der christliche Glaube nicht zu platt, missionarisch und konservativ kommuniziert werde. "Wir wollen das locker herüberbringen." Dafür dürfte das Bootcamp viele Anregungen gegeben haben.