Die hessen-nassauische Kirche hat die Suche für eine Nachfolge von Amtsinhaber Volker Jung eröffnet. Gesucht wird seit 13. Oktober per Anzeige im Amtsblatt der EKHN.
Das Besondere: Jedes Kirchenmitglied darf ab sofort bis Anfang Dezember einen geeigneten evangelischen Theologen oder eine Theologin aus dem europäischen Raum für die Leitungsposition vorschlagen. Einzige Voraussetzung: die Ordination, also die Befähigung, ein evangelisches Pfarramt auszuüben.
Die Anzeige im EKHN-Amtsblatt beginnt wie fast jede Stellenausschreibung: "Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mit Amtssitz in Darmstadt sucht zum 1. Januar 2025 eine*n ordinierte*n Theolog*in für das Amt als Kirchenpräsident*in (m/w/d) für eine Amtszeit von 8 Jahren, Wiederwahl ist möglich." Danach beschreibt der Text die Aufgaben, wie etwa den Vorsitz in der Kirchenleitung oder die geistliche Orientierung in "wesentlichen Fragen der Kirche, der Theologie und der Gesellschaft".
"Geeignete Persönlichkeiten" per E-Mail vorschlagen
Der Kirchensynodalvorstand ruft in der Anzeige schließlich alle Mitglieder der hessen-nassauischen Kirche auf, bis 8. Dezember 2023 "geeignete Persönlichkeiten aus der EKHN, aus anderen Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) oder aus der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) vorzuschlagen", so die Ausschreibung weiter. Für Rückfragen stehe die Präses der Kirchensynode, Dr. Birgit Pfeiffer, gerne zur Verfügung. Vorschläge könnten per E-Mail vertraulich gesandt werden an kp-wahl@ekhn.de.
Im nächsten Schritt will der Kirchensynodalvorstand aus den Vorschlägen die aus seiner Sicht geeigneten Personen zur Bewerbung auffordern. Nach einem Anhörungsverfahren kann er dann bis zu drei Kandidierende der Synode – dem Kirchenparlament – zur Wahl vorschlagen. Am 28. September kommenden Jahres wählen die 120 Delegierten der Kirchensynode für acht Jahre die neue geistliche Leitungsperson der EKHN. Ihre Funktion ist mit der eines Bischofs oder einer Bischöfin vergleichbar.
Der amtierende Kirchenpräsident Volker Jung (63) hatte im August angekündigt, aus Altersgründen nicht mehr für eine weitere Amtsperiode zu kandidieren. Der promovierte Theologe steht seit 2009 an der Spitze der hessen-nassauischen Kirche mit ihren rund 1,4 Millionen Mitgliedern zwischen Biedenkopf und Neckarsteinach. Jungs zweite Amtszeit endet am 31. Dezember 2024.
Kirchenpräsident, Medienbischof, Aufsichtratsvorsitzender
Volker Jung wurde 1960 in Schlitz (Vogelsbergkreis) geboren und übernahm nach Studium und Vikariat die Pfarrstelle in Lauterbach. Vor seiner Wahl zum Kirchenpräsidenten war er von 1998 an Dekan des Dekanats Lauterbach und anschließend des neu entstandenen Dekanats Vogelsberg. Jung wurde am 27. September 2008 von der Synode zum sechsten Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gewählt. Er trat sein Amt am 1. Januar 2009 an. 2015 wurde Jung von der Synode als Kirchenpräsident bestätigt.
Jung gehört seit 2015 auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an. Seit 2021 ist er Vorsitzender der Union Evangelischer Kirchen (UEK). Bereits seit 2015 fungiert er als Aufsichtsratsvorsitzender des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) und gilt umgangssprachlich als "Medienbischof" der EKD. Zuvor war Jung von 2011 bis 2015 Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der EKD und in dieser Funktion zeitweise Mitglied des Integrationsbeirates der Bundesregierung. 2016 bis 2022 war er Sportbeauftragter der EKD.
Jung hat sich als Kirchenpräsident in der Öffentlichkeit unter anderem für die Rechte homosexueller Personen und Transmenschen in Kirche und Gesellschaft deutlich positioniert. Für diesen Einsatz erhielt er die Auszeichnung "Kompassnadel" des Schwul-Lesbischen Netzwerkes Nordrhein-Westfalen sowie den Ehrenpreis des Bundesverbands der Lesben und Schwulen in der Union (LSU). Zudem setzte er sich für die Hilfe von geflüchteten Menschen ein. 2016 verlieh ihm die Evangelisch-Theologische Fakultät Mainz die Ehrendoktorwürde. Sein besonderes Engagement gilt in den vergangenen Jahren dem Reformprojekt "ekhn2030", mit dem die hessen-nassauische Kirche umfassend auf veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und den Rückgang der Mitglieder reagiert.