Eckehard Möller
© Pfarrerverband/Christian Schauderna
Der neue Vorsitzende des Verbandes Eckehard Möller, vertritt rund 20.000 Pfarrer:innen.
Pfarrer:innen-Verband
"Wir lassen uns nicht unterbuttern"
Der Dresdner Eckehard Möller ist neuer Vorsitzender des Verbandes Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland. Er hat sich vor allem die Vereinheitlichung der Arbeitszeiten von Pfarrer:innen auf die Fahnen geschrieben und sieht die evangelische Kirche als ruhenden Pol in Zeiten der Verunsicherung. Auch soll sich der Verband seiner Meinung nach von der EKD "nicht unterbuttern lassen".

Das Wahlergebnis war eindeutig. Über 80 Prozent stimmten auf der Mitgliederversammlung des Verbandes evangelischer Pfarrer:innen  Deutschland Anfang der Woche für Eckehard Möller als neuen Vorsitzenden. Bis zuletzt war er dennoch skeptisch, ob er die Wahl in Hofgeismar gewinnt.

"Ich habe mich wirklich sehr gefreut", sagt er. Er habe Freude über das entgegengebrachte Vertrauen, Aufregung über anstehende Veränderungen, den Stellenwechsel, aber auch Traurigkeit über das Verlassen seiner Gemeinde in der Dresdner Neustadt empfunden. Eckehard Möller kommt aus der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und folgt auf den bisherigen Amtsinhaber Andreas Kahnt. Dem Verband gehören die Pfarrvereine der 20 evangelischen Landeskirchen mit zusammen rund 20.000 Pfarrer:innen an.

Der 1963 geborene Möller ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er arbeitet seit 2010 als Pfarrer an der Martin-Luther-Kirche in Dresden. Seit 2021 ist der Theologe Vorstandsvorsitzender der Sächsischen Pfarrervertretung (SPV) und damit Vorsitzender der Pfarrervertretung der sächsischen Landeskirche.

Möller ist in Dresden geboren und machte dort Abitur. Nach dem Schulabschluss arbeitete er zunächst als Bauhilfsarbeiter mit Qualifizierung zum Zimmermann, bevor er 1986 ein Theologie-Studium in Leipzig begann, das er 1991 mit dem Diplom abschloss.

Möller: Unsere Schnelllebigkeit erzeugt hohen Druck

Der Theologe hat sich für seine sechsjährige Amtszeit vorgenommen, ein gutes Gegenüber für die Evangelische Kirche in Deutschland zu sein. "Ich möchte ehrlich und offen mit der EKD reden", sagt er. "Wir wollen uns nicht unterbuttern lassen." Vor allem geht es ihm um die Arbeitszeitregelungen, denn 60 bis 70 Wochenstunden seien keine Seltenheit. Vom Pfarrer werde heute erwartet, dass er allzeit verfügbar sei. Inhaltlich sowie kommunikativ werde seitens der Gemeinde viel gefordert. "Es muss alles von jetzt auf gleich gehen in unserer schnelllebigen Zeit." Auch sind die Bezirke größer, sagt der Pfarrer. "Das erzeugt einen hohen Druck."

Die hohe Belastung der Geistlichen sei verantwortlich für einen hohen Krankenstand. "Es klingelt früh zum ersten Mal und spät zum letzten Mal." Dann gibt es auch mal ruhige Zeiten, in denen man der Pfarrerin oder dem Pfarrer auch einmal Ruhe zugestehen solle.

Jede Landeskirche müsse ihren individuellen Weg bei der Beantwortung dieser Frage finden, sagt er. Wichtig aber sei, dass sie sich überhaupt auf den Weg machten. Die rheinische Landeskirche ist hier Vorreiterin, denn die Synode hat mit großer Mehrheit für die 40-Stunden-Woche gestimmt. "Wir waren alle positiv erstaunt", sagt Möller. "Es geht ja nicht darum, dass man Bummelei einführt, sondern darum, dass man nicht verschlissen wird."

"Es geht um die Freiheit, für die Menschen da zu sein"

Zu den Aufgaben der Pfarrer:innen gehört der Unterricht im Gemeindekreis, Kirchenvorstandsarbeit, Präsens im Stadtteil, in vielen Gemeinden die Mitgliedschaft in Vereinen. Dazu kommen die seelsorgerischen Gespräche, erzählt Möller. "Wir können nicht wie ein Arzt Termine für die Sprechstunde vergeben, sondern brauchen die Freiheit, um für den Menschen im Moment da zu sein." Kirche habe eine besondere Stellung im Ort. Auch in dem, wo nicht alle Kirchenmitglieder sind, sagt Möller. In seinem Stadtviertel seien es nur 24 Prozent (20 evangelisch und vier katholisch), aber in der allgemeinen Wahrnehmung spiele die Kirche dennoch eine große Rolle.

Ein weiteres Anliegen ist ihm ein Ausgleich bei den verschiedenen Ansichten und Interessen in der Gesellschaft zum Beispiel zu den Themen Flüchtlinge und Pandemie. "Das ist alles nicht vorbei", sagt er. Die Menschen müssen vieles innerlich erst noch verarbeiten. "Hier müssen wir der ruhende Pol in der Diskussion sein und einen Konsens finden." Das will er als Thema setzten und es bis in die Pfarrerschaften hineintragen. Eine wichtige Aufgabe des Verbandes sei zudem "Orientierungshilfe in Zeiten eines sowohl gefühlten als auch tatsächlichen Bedeutungsrückgangs der Kirchen". Auch den Erhalt einer fundierten theologischen Ausbildung als Zugang zum Pfarrberuf hat er sich für seine Zeit als Vorsitzender auf die Fahnen geschrieben.

Bis zum 31. Oktober bleibt er noch Gemeindepfarrer, dann heißt es Abschied nehmen. Die neuen Aufgaben sind umfangreich und "eine Gemeinde kann man nicht so nebenbei führen", sagt er. Das Amt als Vorsitzender des Verbandes Evangelischer Pfarrer:innen ist seine letzte Etappe im Berufsleben, denn danach geht es in den Ruhestand.