Der Etat für das Bundesfamilienministerium müsse insgesamt erhöht werden, sagte Schulze am Freitag im "Morgenmagazin" des ZDF. Ziel der aktuellen Proteste sei es nicht, an einer Stelle der Jugendarbeit zu sparen, damit die Freiwilligendienste mehr bekommen.
In den kommenden beiden Jahren will die Koalition aus SPD, Grünen und FDP insgesamt 113 Millionen Euro bei den Freiwilligendiensten kürzen, um die Sparvorgaben für den Bundeshaushalt zu erfüllen. Das entspricht jeweils einem Drittel der Ausgaben für das Freiwillige Soziale Jahr und das Freiwillige Ökologische Jahr für junge Menschen und den Bundesfreiwilligendienst für alle Altersstufen. Pro Jahrgang leisten insgesamt rund 100.000 Menschen einen Freiwilligendienst.
Wenn die Kürzungen wie geplant in Kraft treten, könnten wahrscheinlich etwa 30.000 Stellen nicht mehr besetzt werden, sagte Schulze, der als Geschäftsführer die Evangelische Freiwilligendienste gGmbH mit Sitz in Hannover leitet. Die Auswahl möglicher Einsatzbereiche für die jungen Menschen werde geringer. Zudem sänken die Chancen für jene mit niedrigeren Bildungsabschlüssen.
Auch die Einrichtungen würden schwer getroffen, erwartet Schulze. Die Freiwilligen erledigten wichtige Hilfstätigkeiten, um die hauptamtlichen Beschäftigten zu entlasten. Wenn es weniger Menschen in Freiwilligendiensten gäbe, könnten zum Beispiel Altenheime keine Ausflüge mehr anbieten, und in Sportvereinen werde das Angebot für junge Kinder eingeschränkt.
Proteste in Berlin
Mehr als 1.500 Menschen protestierten am Mittwoch, 20. September, in Berlin gegen die geplanten Kürzungen in den Freiwilligendiensten. Bei der Auftaktkundgebung am Potsdamer Platz wurde symbolisch der Staffelstab von der unmittelbar vorher stattfindenden Demonstration gegen die Kürzungen im Kinder- und Jugendplan des Bundes übergeben.
Als einer der Redner äußerte Martin Kober von der Kampagne #meinFreiwilligesInternationalesJahrerhalten sein Unverständnis darüber, dass vielfach ein Pflichtdienst gefordert wird und gleichzeitig Gelder für die Freiwilligendienste gestrichen werden sollen. "Freiwilligendienste stellen einen Eckpfeiler unserer Zivilgesellschaft dar, weil sie für den gesellschaftlichen Zusammenhalt hierzulande sowie international einen großen Beitrag leisten können. Sie können diesen Beitrag aber nur dann leisten, wenn sie eine ausreichende Förderung erhalten und ihnen die notwendige politische und gesellschaftliche Anerkennung zuteil wird", so Kober.
Die 19-jährige Marie Beimen hatte für eine Petition in kurzer Zeit 100.000 Unterschriften gesammelt und war Anfang der Woche im Bundestag angehört worden. Die Kampagne "Freiwilligendienste stärken" fordert eine Verdoppelung des Taschengeldes auf gut 900 Euro im Monat, damit sich auch Jugendliche mit wenig Geld den Freiwilligendienst leisten können, sowie die Finanzierung von mehr Plätzen.