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9. September, ZDF, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Das Quartett: Mörderischer Pakt"
"Mörderischer Pakt" ist bereits die 6. Episode der Reihe "Das Quartett". Zwar sind einige Schwächen des ursprünglichen Entwurfs korrigiert worden, aber ganz überzeugen kann der Fall, der mit einem Tod infolge eines Sturzes beginnt, nicht.

Wenn eine Vierer-Abwehrkette im Fußball auch nach mehreren Partien nicht miteinander harmoniert, liegt das entweder am Spielsystem oder am Personal. Im Fußball muss in der Regel der Trainer gehen, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, und auch bei den Krimis aus Leipzig ist hinter den Kulissen munter durchgewechselt worden.

Die Idee sowie die ersten beiden Drehbücher stammten von Friedrich Ani und Ina Jung. Seither haben sich gleich acht Autorinnen und Autoren jeweils als Paar ausprobieren dürfen. Mit Folge fünf hat Christian Theede die Regie von Vivian Naefe übernommen. "Tödliche Lieferung" (2023) war inhaltlich und optisch abwechslungsreich, die Handlung wendete sich schließlich völlig unerwartet einem ganz anderen Thema zu; die Reihe schien endlich auf einem guten Weg.

Folge sechs ist allerdings wieder ein Rückschritt, und das hat auch mit der Regie zu tun, obwohl die Reihenkrimis des erfahrenen Theede ("Die Toten vom Bodensee", "Solo für Weiss", "Der Dänemark-Krimi") zuverlässig hohes Niveau haben. Wenigstens ist endlich eingesehen worden, dass die Hitzköpfigkeit von Teammitglied Pia Walther (Annika Blendl) eher unfreiwillig komisch als glaubwürdig ist, und Digitalgenie Linus Roth (Anton Spieker) ist längst mehr nicht der grenzautistische Nerd aus den Anfangsfolgen.

 

Trotzdem wirkt die Kette um Abwehrchefin Maike Riem (Anja Kling) nach wie vor nicht eingespielt, selbst wenn sich die vier diesmal ständig in den Arm nehmen. Harmonie und Zusammenhalt sollen auch durch emotionale Reaktionen suggeriert werden: Als sich Riem inniglich bei Roth bedankt, dass sie nach vorübergehender Suspendierung wieder ermitteln darf, strahlen sich Walther und der Vierte im Bunde, Christoph Hofherr (Shenja Lacher), gegenseitig an wie ein Elternpaar, dessen Kind das erste Mal ins Töpfchen gemacht hat. Andere Zwischenschnitte sind allerdings zum Teil völlig missglückt und erinnern an unvorteilhafte Partyschnappschüsse. 

Natürlich kann eine Mannschaft, um im Fußballbild zu bleiben, auch mit wackliger Abwehr Spiele gewinnen und sogar Meister werden, so lange sie mehr Tore schießt als kassiert. Für einen Krimi heißt das: Wenn die Geschichte funktioniert, lassen sich atmosphärische Unstimmigkeiten verschmerzen. Das Drehbuch (Jonni Remmler, Judith Angerbauer) setzt zwar auf das vielfach bewährte dramaturgische Moment des spätestens nach einer Filmstunde nur scheinbar geklärten Falls, hat aber wie schon "Tödliche Lieferung" eine überraschende Wende zu bieten.

Auch das eigentliche Thema wird erst spät verraten. Zunächst untersucht das Leipziger Quartett einen Sturz mit Todesfolge: Eine Frau ist in ihrem eigenen Haus derart unglücklich gefallen, dass sie sich neben äußeren auch innere Verletzungen zugezogen hat, denen sie im Krankenhaus erliegt. Dass die Kriminalpolizei ermittelt, liegt an der Zeugenaussage des Sohnes: Der junge Mann (Henrik Brouwers) mit Down Syndrom hat eine Männerstimme gehört und ein Auto gesehen. Dank Roths digitaler Spürnase führt die Spur erst nach Berlin und dann wieder zurück nach Leipzig, wo die Chefchirurgin (Victoria Trauttmansdorff) einer Klinik in den Fokus der Ermittlungen gerät, als Roth auf eine auffällige Anomalie in der Transplantationsstatistik stößt. 

Der Vorsatz, keinen Krimi von der Stange zu erzählen, ist mehrfach erkennbar und entsprechend löblich. Einige dieser Ansätze sind plausibel umgesetzt, andere weniger. Als Hofherr von einem Verdächtigen angegriffen wird und sich Riem nicht anders zu helfen weiß, als den Täter zu erschießen, geht der Film nicht wie im Hollywoodkino mit einem Achselzucken darüber hinweg; das ist gut.

Der Konflikt zwischen Riem und ihrem vernachlässigten Sohn Lucas bleibt dagegen ähnlich oberflächlich wie eine Auseinandersetzung des Ehepaars Hofherr über gegenseitig unterstellte Verantwortungslosigkeit. Immerhin passen Bildsprache und Ausstattung zu den düsteren Inhalten, auch wenn die gerade bei den Innenaufnahmen betont dunkle Anmutung mitunter übertrieben scheint; das sparsame Licht lässt das Lokal, in dem Lucas kellnert, wie eine Gruft wirken. Und dass sich die Chirurgin nach zwanzig Jahren noch an Riem erinnern kann, obwohl sie damals nicht etwa die Polizistin, sondern deren Vater operiert hat, ist ziemlich weit hergeholt. Aber die Musik von Dominik Giesriegl ist gewohnt gut.