Fledermäuse sind harmlos, scheu und für Menschen völlig ungefährlich. Als Quartier nutzen die kleinen, nachaktiven Flugkünstler gerne Spalten, Nischen und Hohlräume an Gebäuden. Die passenden Behausungen werden jedoch weniger. Ein Grund dafür sind Sanierungen und Energiesparmaßnahmen.
Beliebt seien auch Kirchendächer und Glockentürme, vor allem wenn sie miteinander verbunden sind, sagt Jochen Lehmann von der AG Fledermausschutz Baden-Württemberg (Ammerbuch) im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Attraktiv seien die großen Räumlichkeiten für Dachstuhlfledermäuse wie die "Großen Mausohren" und die "Grauen Langohren".
In Baden-Württemberg sind nur noch wenige Wochenstuben der vom Aussterben bedrohten Art bekannt. In der evangelischen Friedenskirche in Heidelberg-Handschuhheim zählte die BUND-Fledermausexpertin Brigitte Heinz Ende Juni 29 erwachsene "Graue Langohren" in der Wochenstubenkolonie. Ein großer Erfolg, sagt sie.
Beliebt ist bei den "Grauen Langohren", die ihre fast körperlangen Ohren zum Schlafen einrollen und im Winter unter die Achseln ziehen können, auch die Baden-Badener evangelische Lutherkirche und der Geroldsauer katholische Heilig-Geist-Kirche.
Ältere Kirchen seien ideale Brut-Orte für die geschützten Tiere, sagt Lehmann. Aber auch sie würden im Zuge von Sanierungen oder manchmal einfach durch Taubenschutzgitter so "dicht gemacht", dass selbst die kleinen Flugsäuger nicht mehr hineinkommen. Ein wirksamer Schutz der gefährdeten Tierarten könne nur mit Eigentümern der Gebäude gelingen.
Vorschläge und Programme, die eine artgerechte Sanierung fördern, gibt es bereits. So könnte man die Lüftungsziegel als Einflugschneise etwas weiter öffnen. Wegen der Tauben seien sie oft so eng vergittert, dass nicht einmal mehr die kleinen Fledermäuse durchfliegen können.
Eine sehr wichtige Maßnahme für alle tierischen Bewohner sei es, dass in Baden-Württemberg die Türme im Sommer nicht mehr nachts angestrahlt werden dürfen und im Winter nur noch bis 22 Uhr, freut sich Heinz.
Sanierungsmaßnahmen sollten nur von Oktober bis April durchgeführt werden, also wenn die Fledermäuse im Winterquartier sind, empfiehlt die Evangelische Landeskirche Württemberg. Denn die "schützenswerten Mitgeschöpfe" seien treue Kirchgänger.
Bei der Sanierung der katholischen Klingelkapelle bei Gernsbach wurde das berücksichtigt. Dort fühlt sich die sehr seltene Wimperfledermaus auch weiterhin zu Hause.
In Deutschland sind 25 Arten heimisch, alle sind gefährdet. Fledermäuse gehören zu den ältesten Säugetieren der Welt und fliegen seit mehr als 50 Millionen Jahren lautlos durch die Nacht. Sie vertilgen jede Menge Insekten, Spinnen und Schädlinge und sind für Landwirtschaft und Menschen nützlich: Eine Zwergfledermaus verspeist bis zu 1.000 Stechmücken pro Nacht.
Wer die Insektenjäger am Nachthimmel beobachten will, kann dies im Rahmen einer der 200 Veranstaltungen tun, die rund um die Internationale Batnight am 26. und 27. August stattfinden. Manchmal genügt es auch, einfach in der Dämmerung nach oben zu schauen.