Die fast 300 Jahre alte barocke Stadtkirche im ostsächsischen Großröhrsdorf ist aus bisher unbekannter Ursache komplett ausgebrannt. Es sei nicht ausgeschlossen, dass das Gebäude in sich zusammenfällt, sagte der Sprecher der Polizeidirektion Görlitz, Maximilian Funke, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst. Die Ruine werde gesichert, umliegende Straßen seien abgesperrt.
Das Feuer hatte sich in der Nacht zu Freitag in dem 1736 geweihten Sakralgebäude rasant ausgebreitet. Die Flammen hatten zunächst den Dachstuhl erfasst, danach auch den fast 50 Meter hohen Glockenturm.
Augenzeugen berichteten, dass es zuvor einen lauten Knall gegeben habe.
Die Polizei wolle prüfen, ob dieser mit dem Kirchenbrand in Verbindung steht, sagte Funke. Mit der Spurensuche könne jedoch erst begonnen werden, nachdem das zerstörte Gebäude von Statikern und Feuerwehreinsatzkräften freigegeben wurde. Das war am Freitagnachmittag laut Funke noch nicht der Fall.
Bei dem Brand wurde die Innenausstattung der barocken Kirche völlig zerstört. Altar, Kanzel und Emporen waren aus Holz. Zu den zahlreichen historischen Kunstschätzen im Gebäude zählte eine geschnitzte Madonna aus dem 15. Jahrhundert. Der Sachschaden konnte zunächst nicht beziffert werden. Auch zur Brandursache konnte die Polizei vorerst keine Angaben machen.
Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Tobias Bilz, äußerte sich zutiefst betroffen: "Der Anblick der zerstörten Kirche ist erschütternd", sagte er. Bilz war selbst vor Ort, um sich ein Bild vom Ausmaß des Brandes zu machen.
Er sei dankbar, dass niemand verletzt wurde, fügte der Landesbischof hinzu. Die Menschen in der Stadt stünden jedoch unter Schock und seien "unglaublich traurig". "Das sind ganz schwere Stunden", sagte Bilz, sagte Bilz, vor allem auch für die Kirchengemeinde. Die Kirche, eines der bekanntesten Sakralgebäude in der Oberlausitz, war in den Jahren 2012 bis 2018 umfassend restauriert worden.
Aus der Gemeinde sei geäußert worden, dass die Kirche wieder aufgebaut werden solle, sagte Bilz. Er unterstütze dies. Es sei unvorstellbar, dass es solch ein Gebäude einfach nicht mehr geben soll. Jetzt sei aber erst einmal "der Moment der Gefahrenabwehr, der Brandanalyse und die Zeit der Trauer und des Trostes".
In einer Erklärung bedankte sich die Kirchengemeinde bei den Einsatzkräften. "In dieser Stunde der Not steht die ganze Stadt Großröhrsdorf zusammen", hieß es. Die Gemeinde bitte um Beistand durch Gebete. Laut ihren Angaben konnten aus dem brennenden Gebäude nur wenige Gegenstände gerettet worden. Zeitweise waren mehr als 100 Feuerwehrleute im Einsatz.
Die Baudezernentin der Landeskirche, Carmen Kuhn, sprach von einem "kaum fassbaren Geschehen" für die Gemeinde. In die Landschaft der sächsischen Kirchenbauten reiße die Zerstörung durch den Brand "eine riesige Wunde".