Im Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit" sagte Annika Lindgren, die Mitglied der Familienfirma Astrid Lindgren Company ist, "dass Astrid niemals rassistisch gedacht hat. Im Gegenteil, sie hat es verachtet, wenn Menschen Macht über andere missbraucht haben."
In seiner aktuellen Ausgabe widmet sich das Hamburger Blatt dem Umgang der Enkelin mit als rassistisch empfundenen Passagen im Werk Astrid Lindgrens, wie die Zeit-Verlagsgruppe vorab berichtete.
Kritik hatte es in den zurückliegenden Jahren vor allem am rassistischen N-Wort in den "Pippi Langstrumpf"-Bänden gegeben. "Vielleicht wird der Tag kommen, an dem wir den zweiten und dritten Band von 'Pippi Langstrumpf' nicht mehr drucken", räumte Annika Lindgren ein, die innerhalb der Familienfirma verantwortlich für das literarische Erbe ihrer Großmutter ist. "Aber so weit sind wir heute noch nicht", fügte sie hinzu.
Verletzungen nicht auszuschließen
Die Nachfahren der Schriftstellerin hatten sich dazu entschlossen, das N-Wort aus den neuaufgelegten Büchern zu entfernen. Annika Lindgren lehnte es in dem Interview ab, die Bücher ihrer Großmutter mit Hilfe sogenannter Sensitivity-Reader auf verletzende Begriffe hin durchzusehen. Dabei handelt es sich um Menschen, die Texte beispielsweise auf diskriminierende Ausdrucksweisen hin lesen.
"Unser Ziel ist immer, so wenig wie möglich am Original zu verändern und Astrids Sprache zu erhalten. Deshalb streichen wir lieber ein Wort, eine Passage oder ganze Kapitel", anstatt den Text zu verändern, sagt die Enkelin der "Zeit".
Dennoch sei nicht auszuschließen, dass sich Menschen von der Darstellung kolonialer Stereotype in den Pippi-Langstrumpf Büchern verletzt fühlten. "Und das können wir nicht ändern oder korrigieren, indem wir ein Wort streichen. Wer weiß, vielleicht werden die Pippi-Bücher irgendwann nicht mehr gelesen", sagte Annika Lindgren.