Am Anfang steht eine Glücksformel, mit der sich ganz leicht errechnen lässt, ob eine Beziehung noch funktioniert: Hat ein Paar öfter Sex, als es sich streitet, ist alles im Lot. Bei Paul und Emilia (Christoph Maria Herbst, Christiane Paul) ist das Ergebnis gleich null und dennoch ernüchternd: Sie streiten sich zwar nicht, aber Sex spielt in ihrem Alltag nach zwanzig Ehejahren auch keine Rolle mehr; im Grunde leben sie nur noch nebeneinander her.
Entgegen den Erwartungen ist es jedoch Emilia, die diesem Trott ein Ende setzt, als ihr ein schmucker junger Mann heftige Avancen macht: Zum Entsetzen der drei Kinder beschließt sie eine Beziehungspause. Paul, dessen große Karriere als Schriftsteller ebenfalls hinter ihm liegt, muss in eine muffige Hinterhauswohnung ziehen und hofft fortan darauf, dass die Gattin ihn schon bald vermissen wird; bis eine Dreißigjährige seine Gefühlswelt kräftig in Unordnung bringt.
Das Drehbuch von Malte Welding und Regisseur Florian Gallenberger (nach dem gleichnamigen Roman von Maxim Leo und Jochen-Martin Gutsch) wirkt stellenweise wie eine Hommage an den deutschen Film der Neunzigerjahre, als Beziehungskomödien wie "Der bewegte Mann", "Stadtgespräch" oder "Frauen sind was Wunderbares" für volle Kinos sorgten. Das passt, denn die Neunziger waren auch die Zeit, die die Hauptfiguren dieser Geschichte geprägt hat. Gegen Ende fasst der Film die historischen Ereignisse dieses Jahrzehnts im Zeitraffer zusammen, und Paul muss sich eingestehen, dass er sich mit der quirligen jungen Frau an seiner Seite erst recht wie der "Best Ager" fühlt, als der er im Fitnessstudio eingestuft wird.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Gallenberger, für seinen Kurzfilm "Quiero ser" über Straßenkinder in Mexiko mit einem "Oscar" und für seinen ersten Langfilm "Schatten der Zeit" (2004) mit dem Bayerischen Filmpreis geehrt, hat zuletzt unter anderem die schöne Tragikomödie "Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon" (2018) mit Elmar Wepper und Emma Bading sowie den nicht minder sehenswerten TV-Zweiteiler "Der Überläufer" (2020) nach Siegfried Lenz gedreht. Seine Filmografie ist eindrucksvoll facettenreich, aber eine turbulente Komödie wie "Es ist nur eine Phase, Hase" hatte er bis dahin noch nicht inszeniert.
Der Film ist eine gekonnte Mischung aus Gag-Feuerwerk und witzigem Slapstick. Mitunter bietet die Komödie sogar fast des Guten zuviel, weil gerade im episodisch konzipierten ersten Akt praktisch jeder Dialogsatz eine Pointe enthält und jede Szene in einen Ulk mündet. Erst nach und nach mischt sich eine gewisse Melancholie in die Geschichte, als den Beteiligten klar wird, dass sich die Zeit nicht zurückdrehen lässt. Auch dank der Romanvorlage ist der Film ungewöhnlich handlungs- und einfallsreich.
Kleine Exkurse sorgen für zusätzliche Abwechslung: mal träumt sich Paul als Nobelpreisträger in die Talkshow von Sandra Maischberger, mal feuern die Kinder Laserblitze aus ihren Augen, um Emilias jungen Geliebten zu vertreiben. Einer der gelungensten optischen Effekte ist eine Kinderzeichnung der Eltern, die plötzlich lebendig wird. Eine flotte Musik (Enis Rotthoff) und muntere Parallelmontagen sorgen für weitere Heiterkeit.
Gespielt ist das alles ohnehin famos, zumal Gallenberger auch die Nebenfiguren namhaft besetzt hat, unter anderem mit Jürgen Vogel als Pauls besten Freund Theo. Der Trainer des 1. FC Köln umgibt sich zwar gern mit Frauen, die seine Töchter sein könnten, öffnet Paul aber schließlich die Augen für das, was im Leben wirklich zählt. Ulrich Tukur hat zwei Kurzauftritte als Pauls schwäbelnder Verleger, der mit Sorge feststellt, dass die Werke seines einstigen Erfolgsautors immer düsterer werden.
Nicht minder sehenswert ist Jytte-Merle Böhrnsen, die wie ein Wirbelwind durch Pauls Leben fegt. Ganz vorzüglich geführt sind auch die drei Kinder des Ehepaars, zumal gerade Bella Bading (die jüngere Schwester von Emma) als hochintelligente 13jährige Tochter sehr komplizierte Dialoge hat. Ähnlich gut ist Emilia Nöth als gern sarkastische, meist aber einfach nur zornige ältere Tochter.