"Workshop 6"
Die Schwelle
Die Bremer Stiftung "Die Schwelle" unterstützt die lokale Friedensarbeit. Ein Beispiel ist der "Workshop 6" des Projektpartners Center Peace. Bosnischen Kroaten, Serben und Bosniaken, treffen so sehr oft zum ersten Mal auf Bosnier anderer Ethnien.
Zum Weltfriedenstag der UNO
Bremer Stiftung setzt auf lokale Friedensarbeit
Die Bremer Stiftung "Die Schwelle" fördert lokale Projekte, die sich für Frieden und Verständigung einsetzen. Seit der Gründung 1979 ist daraus ein weltweites Netzwerk entstanden. Zum Weltfriedenstag der Vereinten Nationen am 21. September findet in Bremen eine international besetzten Tagung statt. Titel: "Wer Frieden will, mache Frieden – Gewaltfreiheit als Beitrag der Zivilgesellschaft zum Frieden".

Es ist ein eher unscheinbares typisches "Bremer Haus". Gebaut um die Jahrhundertwende, steht es in einem der vom Zweiten Weltkrieg weniger zerstörten Stadtteile der Hansestadt. Eine für damalige Verhältnisse gewöhnlich steile Treppe führt hinauf zum Eingang – ein bisschen etwas von Symbolcharakter hat es schon. Denn hinter der Tür befindet sich das Büro der Stiftung "Die Schwelle". Seit ihrer Gründung im Jahr 1979 hat sie sich der lokalen, kleinräumigen Friedensarbeit verschrieben. Und dieser Weg ist seitdem nicht nur steinig, sondern auch steil.

Die Unterstützung lokaler Initiativen haben die Stifterinnen und Stifter, von denen es in Bremen traditionell immer einige mehr gibt als sonst in Deutschland, zur Voraussetzung gemacht.

Und noch etwas ist wichtig für die Arbeit der "Schwelle": der ökumenische Ansatz. Friedensarbeit und Konfliktbewältigung aller Art funktioniere nur religionsübergreifend: Dies gilt als Leitlinie bis heute und drückt sich im weltweiten Netzwerk der "Schwelle" sowie den jeweils einzeln geförderten Projekten aus. "Die ,Schwelle’ ist seit der Gründung kirchennah", sagt Geschäftsführerin Petra Titze, "die BEK war und ist uns immer wichtig."

Ökumenischer Ansatz in der Friedensarbeit

Der ökumenische Ansatz wird auch beim Blick auf die große Veranstaltung deutlich, zu der "Die Schwelle" sowie das ökumenische Netzwerk "Church and Peace" für den 21. September ins Bremer Rathaus einlädt. "Wer Frieden will, mache Frieden – Gewaltfreiheit als Beitrag der Zivilgesellschaft zum Frieden", heißt es an diesem Donnerstag, dem Weltfriedenstags der Vereinten Nationen. Als Referenten sind die Politikwissenschaftlerin und Friedensforscherin Professor Dr. Hanne-Margret Birckenbach, Otto Raffai, Aktivist der Friedensorganisation RAND (Regionale Adresse für gewaltfreies Handeln), Rana Salman, Geschäftsführerin der Organisation Combatants for Peace in Palästina, sowie Mirka Hurter, Projektkoordinatorin von "Peace for Future" eingeladen.

"Church and Peace" gehört zu den weltweit zwölf Netzwerkpartnern der "Schwelle". Der Schwerpunkt liegt dabei seit den 1990er-Jahren auf Süd-Ost-Europa – vor allem in Kroatien sowie Bosnien und Herzegowina. Zwar sei die Region fast 30 Jahre nach den zerstörerischen Kriegen auf dem Balkan aus dem Blick der Allgemeinheit geraten, weiß Geschäftsführerin Titze. Doch alleine die Ereignisse im Kosovo zeigen, wie schnell die Lage dort wieder eskalieren könne. 

"Die ,Schwelle’ ist seit der Gründung kirchennah", sagt Geschäftsführerin Petra Titze.

Arbeit mit lokalen Projekten

Am Rad der großen Politik zu drehen, ist den Initiatoren der Stiftung nie in den Sinn gekommen. Dass sie mit ihrer Idee der Förderung lokaler, bestens jedoch national vernetzter Initiativen und Projekte richtig liegen, hat sich nach Auskunft von Titze in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gezeigt. Dies sei beispielsweise bei "Mama's Hope Organization for Legal Assistance", kurz MHOLA, in Tansania der Fall.

Diese NGO bietet hauptsächlich Rechtsberatung für Frauen und Kinder an. Das Besondere: MHOLA kann nur auf wenige ausgebildete Juristinnen zurückgreifen. Deshalb bilden die Fachleute sogenannte Paralegals aus: Freiwillige, die jeweils vor Ort manch eine festgefahrene Situation durch Mediation klären können. MHOLA informiert darüber hinaus über die "Themen Gesundheit und Hygiene sowie über die Betreuung von Kindern mit Behinderungen", so beschreibt es die "Schwelle".

 

Geschäftsführerin Titze und allen anderen liegt gerade angesichts wieder aufflammender Konflikte zwischen Israel und den Palästinensern auch die 2006 gegründete Organisation "Combatants for Peace" (CfP) am Herzen: Ehemalige Kämpfer beider Seiten haben sich der Gewaltlosigkeit verschrieben und arbeiten an einem Ende der israelischen Besatzung in den palästinensischen Gebieten.

"Die Schwelle" erlebt Konflikte als Wellen

Durch die sich scheinbar immer weiter hochschaukelnden globalen Konflikte wirkt die Arbeit der Bremer Stiftung fast ein wenig anachronistisch. Doch diesem Eindruck tritt die Geschäftsführerin entschieden entgegen – und sie weiß, dass sie das zwölfköpfige Kuratorium, das die inhaltliche Arbeit leistet, sowie den vierköpfigen Vorstand hinter sich hat. Titze bezeichnet das Aufkommen und Verschwinden von Konflikten als "Wellenbewegung". Diesem könne die Stiftung begegnen: "Wir haben die Möglichkeit, über einen langen Zeitraum zu arbeiten. Dadurch können wir Perspektiven entwickeln", sagt Titze.

Seit 2003 wird im Bremer Rathaus der "Bremer Friedenspreis" verliehen.

Das beste Beispiel sei die Ukraine. "Man muss jetzt anfangen, den Frieden zu denken", weiß Titze, "die Friedensarbeit fängt an, bevor die Waffen schweigen." Dies gelte auch dann, wenn die Stiftung aktuell weder in der Ukraine noch in Russland Partner habe. Alleine schon vor diesem Hintergrund setzen die Mitarbeitenden, auf die Tagung am 21. September. "Wir wollen zeigen wie es die anderen machen", blickt Titze nach vorne.

Über die fast schon lautlose Unterstützung von lokalen Projekten hinaus tritt "Die Schwelle" alle zwei Jahre mit einer großen Veranstaltung an die Öffentlichkeit. Seit 2003 wird im Bremer Rathaus der "Bremer Friedenspreis" verliehen. Aktuell läuft das Auswahlverfahren für 2024. Über 40 Bewerbungen von Friedensaktivisten aus aller Welt sind nach Angaben von Titze eingesandt worden: "Eine beeindruckende und inspirierende Vielfalt von weltweitem Friedenshandeln." Ab November werden die Spender der Stiftung über die preiswürdige Organisation abstimmen, die gemeinsam mit einer engagierten Persönlichkeit am 31. Mai kommenden Jahres im Bremer Rathaus mit dem Friedenspreis geehrt wird.

"Für die Aktivisten, die oftmals gegen die gesellschaftliche Stimmung arbeiten, eine stärkende Veranstaltung – für die Zuschauenden Mut machend und inspirierend", ergänzt die Geschäftsführerin.