In der katholischen Kirche habe es lange das Sakrament der "letzten Ölung" für sterbende Menschen gegeben, erläutert Bejick. In den 1960er Jahren sei das Ritual durch das Zweite Vatikanische Konzil ausgeweitet worden auf kranke Menschen zu deren Stärkung. In der katholischen Kirche gehört die Krankensalbung zu den Sakramenten, die ausschließlich von einem Priester gespendet werden dürfen. Das ist im Protestantismus anders.
Im Rahmen der evangelischen Seelsorge und in Gottesdiensten könne das Ritual nach dem Segen zur Bestärkung bei inneren und äußeren Beschwerden praktiziert werden, sagt die Bereichsleiterin Altenheimseelsorge. Besonders Menschen in Krankenhäusern und Altenheimen reagierten sehr positiv auf das Angebot. Sie sei überzeugt davon, dass die Salbung die Energie verstärke, die durch das Sprechen des Segens gegeben wird.
Dies merke sie besonders bei Menschen mit Demenz. Diese könnten zwar kognitiv den Segen nicht mehr wahrnehmen, aber sinnlich durch die Salbung erfahren. Sie spürten es als etwas Wohltuendes, das außerhalb des pflegerischen Bereichs stattfinde, erklärt die Altenheimseelsorgerin: "Sie werden ganz aufmerksam, wenn wir sie anschauen, ihre Hände salben und ein Kreuz in die Handflächen machen."
In Zukunft werde es Salbungen auch noch in anderen Kontexten geben, hofft die Theologin Bejick. Sie könne sich das Ritual zum Beispiel bei Lebensübergängen vorstellen, wie etwa dem Übertritt in den Ruhestand. Eine Möglichkeit, sich salben zu lassen, gibt es am Samstag (22. Juli) auf der Bundesgartenschau (Buga) in Mannheim. Dort planen die Kirchen einen Maria-Magdalena-Erlebnistag mit Salbung.
Die Salbung spielte in der Liturgie des biblischen Judentums und der christlichen Kirchen eine wichtige Rolle und wird auch in der Bibel mehrfach erwähnt. Mit einem besonderen religiösen Ritual wurden die Priester und die Könige Israels gesalbt. Das Salböl wurde dabei meist über den Kopf gegossen oder die Kleider damit besprengt. Auch Gegenstände wurden damit heilig gemacht.