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Beten für den Ausgang der Wahl ist für viele US-Wähler nicht ungewöhnlich. Die Kandidaten halten sich mit Gottesbezügen im Wahlkampf aber zurück - sie wissen: Die Zahl der religiös nicht gebundenen Amerikaner steigt.
In den USA ist diesmal Wahlkampf ohne Gott
Religion spielt in US-Wahlkämpfen meist eine wichtige Rolle. Nicht so bei der Präsidentschaftswahl 2012: Während christliche Organisationen Wahlkampfhilfe betreiben, versuchen die Kandidaten Obama und Romney, religiöse Bekenntnisse zu vermeiden.
10.10.2012
epd
Konrad Ege

Im US-Wahlkampf wird kaum über Gott gesprochen. Anders als bei früheren Wahlen machen die beiden Kandidaten für das Präsidentenamt, Barack Obama und Mitt Romney, ihren Glauben kaum zum Thema. Sehr zum Leidwesen besonders der weißen Evangelikalen, die etwa ein Viertel der Wähler ausmachen. Sie fürchten, dass Abtreibung und Homo-Ehe sowie andere Fragen der Moral in den Hintergrund rücken könnten.

Religion und Politik sind eng verflochten in den Vereinigten Staaten. Gut drei Viertel der US-Amerikaner bezeichnen sich als Christen, rund die Hälfte sagt bei Umfragen, Religion sei für sie "sehr wichtig". Und so wundert es kaum, dass Präsidentschaftskandidaten gewöhnlich gerne von "Bekehrungserlebnissen" erzählen. Barack Obama bekräftigte im Wahlkampf vor vier Jahren, er sei ein bekennender Christ, der "an den heilbringenden Tod Jesu Christi und an die Wiederauferstehung" glaube.

Christliche Wählerschaft ist gespalten

Anders 2012: Im derzeitigen Wahlkampf spricht Obama wenig über seine Frömmigkeit. Allzu viel haben ihm die Bekenntnisse 2008 auch nicht gebracht. Nur 26 Prozent der weißen Evangelikalen stimmten damals für Obama. Aus Sicht des Amtsinhabers seien Evangelikale "nicht verlässlich", sagte der Religionswissenschaftler David Gushee im Rundfunksender "National Public Radio". Sogar bei optimistischen Szenarien kann Obama im November wegen seiner Befürwortung des legalen Schwangerschaftsabbruchs und der Homo-Ehe wohl nur mit einem kleinen Teil der evangelikalen Stimmen rechnen.

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Die christliche Wählerschaft in den USA ist gespalten. Katholiken wählen nach Darstellung des "Public Religion Research Institute" überwiegend Obama, bei den schwarzen Protestanten beträgt der Anteil der Obama-Wähler sogar 95 Prozent. Die weißen Evangelikalen sind hingegen verlässliche Wähler der Republikaner. Sie gelten neben den Mormonen als die einzige Religionsgruppe, die eindeutig hinter Romney steht. Einer Umfrage des "Pew Research Center" zufolge hat Romney die Unterstützung von 74 Prozent der weißen Evangelikalen.

Romney weiß jedoch auch, dass er als Mormone von vielen Evangelikalen kritisch gesehen wird. Der Wahlkampf ist für ihn eine Gratwanderung. Er vermeidet Details über seinen Glauben, spricht vielmehr unscharf von jüdisch-christlichen Werten. Dies signalisiere den Evangelikalen, dass Romney ihre Werte teile, sagte der PR-Spezialist Mark DeMoss im "Religion News Service". Bei dieser Formulierung verfange er sich nicht in "religiöser Doktrin und Theologie".

Kirchen mobilisieren Wähler

Kirchen dürfen in den USA nicht parteipolitisch tätig sein. Bei der Präsidentschaftswahl nimmt man es jedoch mit der Neutralität nicht immer so ernst. Mehrere christliche Organisationen mobilisieren Wähler. Die "Faith and Freedom Coalition" etwa hat nach eigenen Angaben 25 Millionen Wahlbroschüren drucken lassen, die in mehr als 100.000 Kirchen verteilt werden sollen. Nach Berichten der "New York Times" hat der Verband Daten über 17 Millionen "konservative religiöse Wähler" in 15 Staaten zusammengestellt. Sie will die Vereinigung mit Telefonanrufen, E-Mails und Briefen zum Wählen drängen. Zwei Millionen Hausbesuche sind geplant.

Evangelikale müssten wählen gehen, findet der Evangelist Franklin Graham. Es gebe gravierende Unterschiede zwischen den beiden Parteien, schreibt er auf seiner Website. Die Republikaner träten für die "Heiligkeit des Lebens" ein und für die "biblische Definition" der Ehe. Die Demokraten achteten das Recht auf Leben nicht und rührten die Werbetrommel für gleichgeschlechtliche Ehen. Es sei klar, dass Amerika sich auf ein göttliches Strafgericht zubewege, so der Prediger.