Orgentasten
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"Kirchenmusiker:innen, auch die im Nebenamt, sind hochverbundene und treue Mitarbeitende, gut ausgebildet und dadurch besonders qualifiziert für ihre anspruchsvolle Ausgabe", kommentiert Jörg Echtler den Einsatz von Orgel-Robotern.
Kommentar zum Orgel-Roboter
Mehr als Tastendrückerei
Jörg Echtler ist Redakteur vom Dienst bei evangelisch.de und Organist. Der Orgel-Roboter, der in Bayern eingesetzt wird, verursacht bei ihm ein gewisses Unbehagen. Ein Kommentar.

Ein Organist hat jahrzehntelang im Gottesdienst musiziert und muss nun aus Altersgründen aufhören. Eine Nachfolge ist nicht in Sicht, die Zahl derer, die noch Orgel lernen, geht seit Jahren zurück. Die Situation im bayerischen Holzschwang ist symptomatisch für viele kleinere Kirchengemeinden im ganzen Land.

Der Roboter eines schwäbischen Ingenieurs kommt Pfarrer und Gemeinde da sehr gelegen: "Organola" spielt auf Knopfdruck, nach Wunsch und im Voraus programmierbar. Notgedrungen ohne den Einsatz eines Musikers/einer Musikerin aus Fleisch und Blut – aber immer noch besser, als ein Gottesdienst ganz ohne Musik. Die Entscheidung für die technische Lösung ist verständlich.

Kirchenmusiker:innen, auch die im Nebenamt, sind hochverbundene und treue Mitarbeitende, gut ausgebildet und dadurch besonders qualifiziert für ihre anspruchsvolle Aufgabe. Denn die Musik im Gottesdienst ist ein verkündigendes Amt – es geht um weit mehr als Tastendrückerei. Die Musiker:innen gestalten die Feier eigenverantwortlich mit, idealerweise in Tuchfühlung mit Pfarrperson, Lektor:innen und allen anderen Beteiligten.

Der Roboter auf der Orgeltastatur liefert technische Präzision, aber eben auch nicht mehr. Das Wesentliche fehlt unterm Strich – die Lebendigkeit, das kreative Mitdenken und Gestalten. Der offenbare Mangel an Organist:innen in der Fläche kündigt einen gravierenden Umbruch an. Denn der Wegfall einer eigenständigen Kirchenmusik bedeutet eine inhaltliche Verarmung. Der sonntägliche Gottesdienst als Zentrum des Gemeindelebens gerät dadurch mittelfristig weiter unter Druck und verliert an Attraktivität für eine schrumpfende Kerngemeinde.

Weitergedacht, könnte es demnächst dann auch die vom ChatBot erdachte und anschließend als Video produzierte Predigt geben. Denn bei den Theolog:innen wird ja gleichfalls eine Unterversorgung vorausgesagt. Einen solchen Substanzverlust aber würde die Kirche nicht verkraften. Deshalb sind mehr denn je gute Ideen jenseits rein technischer Lösungen gefragt.