Der schleswig-holsteinische Bischofskandidat Friedemann Magaard (58) möchte im Falle seiner Wahl den interreligiösen Dialog fördern. "Unsere Gesellschaft driftet auseinander und Menschen stehen sich oft unverständig gegenüber. Da können wir als Brückenbauer ein wichtiges Zeichen setzen", sagte der Husumer Pastor. Am 24. Juni tritt Magaard bei der Bischofswahl für den Sprengel Schleswig und Holstein der evangelischen Nordkirche an. Für das Amt kandidiert auch die Breklumer Theologin Nora Steen (46).
In Hamburg gebe es schon ein interreligiöses Forum zwischen Christen, Juden und dem Islam, das brauche der Norden auch, sagte Magaard. In aller Verschiedenheit eine die Religionen das Engagement für die Armen, das Weltbild von himmlischen Kräften auf der Erde und eine Sehnsucht nach Frieden. "Indem wir miteinander sprechen, wirken wir Rechtsextremismus und Fundamentalismus entgegen", erklärte Magaard.
Außerdem möchte er Kirchengemeinden dazu ermutigen, noch mehr mit Vereinen und Institutionen zu kooperieren. "Diakonie und Kirchengemeinden machen häufig sehr gute Arbeit, aber oft nebeneinander her und nicht aufeinander bezogen", sagte Magaard. Von einer engeren Verknüpfung würden beide Seiten profitieren.
Die nächsten zehn Jahre würden schwer für die Kirche. "Mit weniger Menschen eine lebendige Kirche zu sein - das wird unsere Aufgabe." Deshalb müsse die Kirche runter von ihren "Trampelpfaden" auf die Plätze in den Dörfern. Viele reduzierten Kirche auf die Gottesdienste am Sonntagvormittag. Dabei mache sie auch Senioren- und Jugendarbeit und setze sich für Geflüchtete ein. "Mehr Menschen müssen mitbekommen, wofür Kirche steht."
Angesichts der Klimakrise müsse Kirche als großer, institutioneller Player ihren Beitrag zum Pariser Klimaabkommen leisten. Kirche dürfe nicht langsamer sein als die Gesellschaft, könne aber auch nicht schneller sein. "Durch die föderale Struktur, die im Übrigen gut evangelisch ist, dauern Entscheidungen einfach", erklärte Magaard.
Die Nordkirche denke aber bereits über ein eigenes Energiewerk nach und die Kirchenkreise arbeiteten an starken Klimakonzepten, um große Kirchen nur noch mit einem minimalen Energieeinsatz zu heizen. "Das finde ich beeindruckend", sagte Magaard.
Friedemann Magaard war die Theologie buchstäblich in die Wiege gelegt. 1965 wurde er als Sohn des Pastorenpaares Hans und Hildegund Magaard in Flensburg geboren. Dass sein Bruder Gothart und er ebenfalls Theologen wurden, sei aber von den Eltern nicht forciert worden, sagt Friedemann Magaard dem epd. "Bei uns zu Hause herrschte ein liberaler, lebensfreundlicher Geist. In religiösen Dingen wurde uns sehr viel Raum gelassen."
Er studierte evangelische Theologie in Bethel/Bielefeld, Heidelberg und Hamburg, arbeitete als Gemeindepastor und wurde 2009 theologischer Leiter und Geschäftsführer des Christian-Jensen-Kollegs (CJK) in Breklum. Seit 2018 ist er Gemeindepfarrer in Husum, wo er mit seiner Ehefrau lebt. Die beiden haben drei erwachsene Kinder und zwei Enkel.
Nachhaltigkeit ist ihm ein Anliegen
An wichtigen Stellen in seinem Leben hätten ihn seine Kinder "geschubst", sagte Magaard kürzlich bei seinem Vorstellungsgottesdienst im Schleswiger Dom. Als seine Tochter nach ihrem freiwilligen Jahr in einem Aids-Waisenheim in Mosambik zurückkehrte, habe er mit ihr im Supermarkt vor einem Kühlregal gestanden. Darin standen acht Sorten Kirschjoghurt. "An ihrem Blick habe ich ein Stück Irrsinn unserer Welt verstanden." Ein halbes Jahr später übernahm er das CJK und brachte es auf den Weg zum Bildungszentrum für nachhaltige Entwicklung.
Im Falle seiner Wahl will Magaard Kirchengemeinden dazu ermutigen, mit mehr Partnern vor Ort zusammenzuarbeiten. "Die Entscheidungen für Kooperationen müssen natürlich die Kirchengemeinden treffen, aber Netzwerkarbeit liegt mir. Ich könnte Impulse setzen." Außerdem möchte Magaard den interreligiösen Dialog mit dem Judentum und dem Islam stärken, um extremistischen Kräften entgegenzuwirken.
Mehr interreligiösen Dialog wagen - als Gegengift zu extremistischen Kräften
Neben der Bibel bleibt das Cello ein Schwergewicht für Magaard. "Die Musik ist für mich ein ganz großes Glück. Innerhalb von fünf Minuten bin ich in einer anderen Welt." Bis heute spielt er in einem Laien-Symphonie-Orchester, gibt Konzerte. Am liebsten spielt er Klassik: "Bach ist der Hammer."
Auch die Literatur begeistert den Theologen. In der Coronapandemie entwickelte er mit der Hamburger Autorin Susanne Garsoffky den wöchentlichen Podcast "Seelenfutter", in dem Gedichte und Bibelstellen aufeinander Bezug nehmen. 2020 wurde der Podcast mit dem Norddeutschen Bürgerradiopreis ausgezeichnet.