"Es fehlen sinnvolle Anreize, um die seit Jahren stetige Abwanderung in die USA, nach Spanien oder Costa Rica aufzuhalten", beklagte Rolando Ortez, Präsident der Gemeinschaft lutherischer Kirchen in Zentralamerika (CILCA). Offizielle Arbeitsprogramme seitens der Regierungen gebe es keine.
Wolfgang Döbrich, von 1999 bis 2008 Lateinamerika-Referent der bayerischen evangelischen Landeskirche, betreibt seit 2004 mit seiner Frau Annette die Stiftung, die Jugendliche in Mittelamerika unterstützt. Mithilfe von Stipendien sollen sie ihre Ausbildung abschließen und Arbeit finden.
Um die Situation zu verbessern, habe zum Beispiel die lutherische Kirche in Honduras ein Tutoren-System mit Fachkräften entwickelt. In El Salvador wiederum gebe es die "Universidad Luterana Salvadoreña", die in Zusammenarbeit mit der Kirche Bildungs- und Fortbildungsprogramme anbietet.
"In den anderen lutherischen Kirchen in Costa Rica, Nicaragua und Guatemala gibt es derzeit jedoch leider noch nichts Ähnliches", bedauerte Wolfgang Döbrich. Für ihr Tutorenprogramm suchen die CILCA-Kirchen Geldgeber. Partner sind bereits evangelische Kirchen in Deutschland, Schweden oder den USA, dazu kirchliche Hilfswerke wie Mission EineWelt.
Die Kirchen in Mittelamerika sind einfallsreich, um den Menschen vor Ort die richtigen Hilfen anzubieten. Sie entwickeln sozial-diakonische Programme und vergeben Kredite für "Microempresas" (Kleinstunternehmen): Hilfe, eine Straßenküche zu eröffnen, einen kleinen Handel in der Nachbarschaft zu beginnen oder einen Pflegedienst anzubieten.
Julio Cesar Caballero, Kirchenpräsident der christlich-lutherischen Kirche in Honduras, der ebenfalls zu Gast beim Stiftungsfest war, betonte die Bedeutung der kirchlichen Basis-Arbeit: "Schon die Gestaltung einer Gemeinschaft durch die Kirchengemeinde, mit gemeinsamen Aktionen, Gottesdiensten, Nachbarschaftshilfe, schafft Gemeinschaft dort, wo oftmals nur Einsamkeit herrscht."