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Mittwoch, 14. uni, ZDFneo, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Wilsberg: Bauch, Beine, Po"
Eine Vergewaltigung, die sich als Lüge einer psychisch labilen Frau herausstellt: Das hatte es, als dieser Film im Jahr 2015 das erste Mal ausgestrahlt wurde, zwei "Wilsberg"-Krimis zuvor schon mal gegeben. Auch dieses mal ist es ein unterhaltsamer und kurzweiliger Krimi.

"Kein Weg zurück" hieß jene Episode. Hier wie dort spielt ein Gutachten eine wichtige Rolle. Damals verguckte sich Wilsbergs Freund Ekki (Oliver Korittke) in die Gutachterin, diesmal erwischt es Wilsberg (Leonard Lansink) selbst; aber leider auch die Psychiaterin, was besonders schade ist, weil Rebecca Immanuel nun zwangsläufig nicht mehr mitwirken kann. Natürlich macht sich der Privatdetektiv Vorwürfe, denn wäre er auf die Avancen der Frau eingegangen, wäre sie jetzt noch am Leben.

"Bauch, Beine, Po" heißt dieser kurzweilige Krimi, der eine Vielzahl interessanter Figuren zu bietet hat. Der Titel deutet an, dass Fitness in der Geschichte (Drehbuch: Sandra Lüpkes, Jürgen Kehrer) eine besondere Rolle spielt, auch wenn der Film mit der Urteilsverkündung im Vergewaltigungsprozess beginnt: Dank Anwältin Alex (Ina Paule Klink) wird der Angeklagte aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Jörg Schüttauf verkörpert diesen Micki Hobelmeyer, Besitzer eines Fitness-Studios, allerdings derart konsequent als Chauvi alter Schule, dass man die Empörung, die das Urteil auslöst, gut nachvollziehen kann.  Auch dies ist eine Parallele zu "Kein Weg zurück"; dort legte Bernd Michael Lade den vermeintlichen Vergewaltiger ähnlich zwielichtig an.

Damit enden die Überschneidungen aber auch, denn "Bauch, Beine, Po" schlägt nun eine völlig andere Richtung ein: Die Gutachterin, Dorith Magunsky (Immanuel), bekommt Morddrohungen. Als Hobelmeyers angebliches Opfer erstochen wird, engagiert sie Wilsberg als Personenschützer. Der lässt sich nicht zweimal bitten, zumal er Hobelmeyer von früher kennt: Der Kerl hat ihm einst während des Studiums seine Freundin ausgespannt; seither sind sie ziemlich beste Feinde.

Ekki wiederum wird erst das Opfer einer Stalkerin (Isabell Gerschke) und gibt sich dann hemmungslos dem Fitnesswahn hin, als er sich "under cover" in Hobelmeyers Studio umschauen soll. Dessen Geschäftspartnerin (Julia Dietze) überredet ihn, gewisse Zusatzstoffe einzunehmen; und damit ist die Geschichte bei ihrem eigentlichen Thema angekommen. 

Regisseur Dominic Müller hat nicht ganz so viel "Wilsberg"-Erfahrung wie Jürgen Kehrer, der die Figur vor 25 Jahren erfunden hat, aber immerhin auch schon fünf Filme mit dem Privatdetektiv aus Münster gedreht (zuletzt "Das Geld der Anderen" und "90 - 60 - 90"). Er sorgt mit geschickt dosierten Thriller-Elementen dafür, dass "Bauch, Beine, Po" jederzeit fesselnd ist.

Schade nur, dass einige Figuren völlig überzeichnet sind. Neben der Stalkerin gilt das vor allem für die Leiterin einer Beratungseinrichtung für Frauen. Das Drehbuch macht der Darstellerin Nina Vorbrodt die Aufgabe zwar auch nicht leicht, weil sie in praktisch jeder ihrer Szenen Kurzreferate halten oder Statistiken aufsagen muss, aber die Verbissenheit, mit der sie die Frau verkörpert, lässt sie ziemlich unsympathisch wirken. Das färbt natürlich auch auf die Einrichtung ab. Wer in ZDF-Produktionen Anzeichen für Frauenfeindlichkeit sucht, wird in diesem Film viele Belege finden.

Krimifans, denen das egal ist, werden sich willig dem Spannungssog hingeben, den Müllers Inszenierung aufbaut, zumal sich der Film immer wieder um besondere Einstellungen bemüht (Kamera: Simon Schmejkal). Sehr hübsch sind wie stets bei "Wilsberg" auch Kleinigkeiten wie das geköpfte Ei auf dem Umschlag eines Buches über Kastrationsängste; prompt vergeht Wilsberg der Appetit aufs Frühstücksei. Der obligate Bielefeld-Gag bezieht sich diesmal auf zwei Ermittler von der Bielefelder Drogenfahndung, die das Fitness-Studio observieren und ziemlich blöd dreinblicken, als Ekki ihre heimlich installierte Minikamera als Handtuchhaken benutzt. 

Ebenfalls sehenswert: "Wilsberg"-Episode "48 Stunden"

Im Anschluss zeigt Neo die ebenfalls sehenswerte "Wilsberg"-Episode "48 Stunden": Ein Mann ist mit vier Schüssen aus der Waffe von Overbeck (Roland Jankowsky), dem Mitarbeiter von Kommissarin Springer (Rita Russek), erschossen worden. Um den Ereignissen die nötige Wucht zu geben, begleitet Dominic Müller den Auftakt zu seinem fünften "Wilsberg"-Krimi mit allerlei Getöse.

Noch am Tatort will Springers Chef, Kriminalrat Landau (Thomas Huber), wissen, was in den letzten beiden Tagen passiert ist. In rasanter Bildfolge wird der Film nun gewissermaßen zurückgespult, bis schließlich donnernd das Insert "48 Stunden zuvor" erscheint. Das ist alles etwas laut und wuchtig, verfehlt seine Wirkung jedoch nicht: Der Einstieg macht neugierig.

Zunächst entwickelt sich die Handlung jedoch in eine ganz andere Richtung: Landau bittet Overbeck, ein Auge auf seine Tochter Juliane (Julia Hartmann) zu haben. Die junge Frau hat gerade ihr Jura-Examen gemacht; der Vater fürchtet, dass sie beim Feiern zu sehr über die Stränge schlagen könnte. Overbeck, bei aller Chuck-Norris-Attitüde stets auch auf den beruflichen Aufstieg bedacht, nimmt den Auftrag gerne an, denn die junge Dame ist ziemlich attraktiv.

Overbeck ist ja stets die Lachnummer der Krimis aus Münster, weil er seine Mischung aus Bauernschläue und Borniertheit für unwiderstehlich hält. Diesmal aber treibt das Drehbuch (Timo Berndt) ein derart böses Spiel mit dem Beamten, dass ihm nur noch jemand helfen kann, der die Regeln zwar beherrscht, sich aber nicht an sie hält; und das ist zu Overbecks Schreck selbstredend niemand anders als sein Intimfeind Wilsberg. Der Privatdetektiv kommt einem Komplott auf die Spur, in dem der Polizist nur zum Zufallsopfer wurde.