Fanfaren-Chöre posaunen durch die Straßen, bunte Wimpel wehen fröhlich im Frühlingswind, strahlende Gesichter in allen Gassen - England feiert seinen neuen König. So oder so ähnlich stellen sich Außenstehende wohl das Treiben rund um die Krönung von Charles III. vor. Ein Königreich versinkt im Jubel.
Und ja, das Jahrhundertereignis am morgigen Samstag kündigt sich als eine nationale Ausnahmesituation an. Wegen des royalen Rummels in London hat die Regierung für Montag, 8. Mai, einen außerordentlichen Feiertag ausgerufen. Ein dreitägiges Wochenende, an dem sich Familien, Freunde und Nachbarn für sogenannte Street Parties verabreden.
Dafür werden ganze Straßenzüge gesperrt, mit Tischen und Bänken bestückt und mit Flaggen geschmückt. Das sonst geltende Alkoholverbot im Freien wird auch aufgehoben. Üblicherweise schenken die Veranstalter zu königlichen Festlichkeiten Pimm's Cup aus: ein auf Gin basierender Likör, der mit Limonade gestreckt und Erdbeeren, Minze und Gurke garniert wird.
Schon seit Wochen sind in den Innenstädten Schaufenster mit königlichen Motiven dekoriert. Manche Geschäfte bietet Sonderangebote an, und in den Supermärkten gibt es Spezial-Editionen eigens für die "Coronation" mit Kronenmotiv. Ja, sogar Kinderbücher mit King Charles III. als Protagonist liegen in den Läden.
Jedoch fiebern dem Jahrhundertereignis nicht alle entgegen. Gerade im Norden Englands, der in großen Teilen liberaler und mehr an der Arbeiterklasse orientiert ist, stehen viele der Königsfamilie kritisch gegenüber. Beklagt werden da etwa die absurden Summen, die für die Royals ausgegeben werden. Umgerechnet rund 11 Millionen Euro soll das morgige Spektakel kosten. Geld, das bedürftigen Menschen im Rest des Landes fehlt.
Ich sehe das ähnlich. Dennoch freue ich mich auf das Tamtam am Wochenende. Und sei es nur für einen Pimm's Cup auf der Straße.