Die Vier-Tage-Woche habe überdies einen positiven Effekt auf eine gesundheitsförderliche Arbeits- und Lebensgestaltung, erklärte Referentin Laura Bekierman in einer Wortmeldung zum "Tag der Arbeit" am 1. Mai. Durch die Einführung könne Zeit gewonnen werden, um den sozial-ökologischen Umbau der Gesellschaft gesund gestalten zu können.
Die Vier-Tage-Woche habe in den vergangenen fünf Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen, schrieb Bekierman. "Von einer utopischen Idee setzt sie sich langsam zu einem realisierbaren Arbeitszeitmodell durch." Beschäftigte befürworteten das Modell unter anderem aus Frustration über die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Zusätzlich gebe es die Tendenz, den Stellenwert von Arbeit im Leben anders zu definieren - zugunsten der Freizeit.
Die kirchliche Arbeitsmarktexpertin ergänzte, für Unternehmerinnen und Unternehmer werde es mehr und mehr zu einem Instrument, um Fachkräfte für sich zu gewinnen: "Insbesondere im Handwerk machten durch die Umstellung schon einige Betriebe auf sich aufmerksam."
Bekierman verwies auf eine Untersuchung, an der in Großbritannien von Juni bis Dezember 2022 mehr als 60 Unternehmen und rund 2.900 Beschäftigte teilgenommen hatten. "Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die Vier-Tage-Woche eine Reihe positiver Effekte mit sich bringt." So habe sich das Wohlbefinden der Beschäftigten deutlich verbessert. Burn-out-Niveau, Angstzustände, Müdigkeit und Schlafprobleme seien genauso zurückgegangen wie die Krankheitstage. Befürchtete Produktivitätseinbußen seien nicht festgestellt worden.
Kritik an der Vier-Tage-Woche mit Lohnausgleich kommt unter anderem vom Arbeitgeberverband BDA. Wirtschaftlich sei das eine Milchmädchenrechnung, sagte BDA-Hauptgeschäftsführer Kampeter der "Bild am Sonntag". Als Dachverband der Arbeitgeber habe man aber nichts gegen individuelle Lösungen in den Betrieben. Man plädiere sehr für eine Flexibilisierung des Arbeitszeitrechts.