Messestand
Ulf Buschmann
Inga Aufderheide und Inga Vers hatten eine Vielzahl von Fragen der Besuchenden zu beantworten.
Beruf mit Sinn
Kirche lockt Neugierige auf Bremer Jobmesse
Fachkräfte sind dringend gesucht. Auch in der Kirche. Deshalb präsentiert sich die Bremische Evangelische Kirche zum zweiten Mal auf der Jobmesse Bremen.

Sinn, Spaß oder Geld? Die Besucherinnen und Besucher können kleine Bälle in eine beschrifteten Röhren werfen – die mit der Aufschrift Sinn füllt sich zusehends, auch die Spaß-Röhre. Beim Geld fallen nicht so viele Bälle hinein.

Was auf den ersten Blick anmutet wie eine Kopie der ZDF-Kindersendung "1, 2 oder 3", hat einen tieferen Sinn: Die Besucherinnen und Besucher können deutlich machen, was in ihnen im Beruf am wichtigsten ist. Durch das kleine Spiel kommen die Menschen mit den Leuten von der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) ins Gespräch. Diese ist bereits zum zweiten Mal mit einem Stand auf der Jobmesse Bremen vertreten – der Fachkräftemangel ist längst auch in den Landeskirchen angekommen.

Nicht nur die BEK suche in allen Bereichen, erläutert Pastorin Ulrike Oetken, Leiterin des Ausbildungsreferats und der Koordinationsstelle Personalentwicklung. Dies betreffe die Kindertageseinrichtungen (Kita), die Gemeinden, die Kirchenkanzlei und die gesamtgesellschaftlichen Arbeitsfelder. Einzig im Pfarrberuf stehe die kleinste der Landeskirchen gut da. "Die BEK ist für Pfarrpersonen ziemlich attraktiv", freut sich Oetken.

Interessentinnen und Interessenten gibt es an diesem Sonnabend einige. Vor allem seien sie an einer Tätigkeit im Bereich der Kitas interessiert sagt Oetken. Darunter fänden sich auch Menschen mit Migrationshintergrund und Quereinsteiger, meint Oetken: "Das ist total bunt."

Dass sich die BEK auf der Jobmesse präsentiert, hat laut Oetken mehrere Gründe: Die Verantwortlichen hätten im Hinterkopf, welche Stellen zurzeit zu besetzen sind, die Landeskirche möchte sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren und: "Wir möchten als Kirche Gesicht zeigen." Oetken fügt an: "Wir möchten aus der Komfortzone herauskommen."

Inga Vers, Inga Aufderheide und Pastorin Ulrike Oetken suchen Fachkräfte mit "Spaß" und "Sinn" für ihre Landeskirche.

Die Rechnung geht allem Anschein nach auf. Nicht nur die drei Bewerbungen für die Finanzbuchhaltung sind inzwischen auf dem Weg in die Kirchenkanzlei. Die Mitarbeitenden der BEK führen den ganzen Tag über intensive Beratungsgespräche. Dies geschehe insbesondere in Sachen Kita. In diesem Fall ist Inga Aufderheide, Koordinatorin für persönliche Hilfen im Landesverband Evangelischer Kindertageseinrichtungen, gefordert. Sie bestätigt das, was Oetken berichtet: Die Menschen seien auf der Suche nach beruflicher Neu- und Umorientierung. Entsprechend würden sie sich nach Möglichkeiten des Quereinstiegs oder nach einer Tätigkeit im Bereich der persönlichen Assistenz erkundigen. "Es sind auch viele Menschen dabei, die in Deutschland in ihrem Beruf nicht mehr arbeiten können", sagt Aufderheide.

Gerade ist eine Frau an den Stand gekommen. Sie entschuldigt sich dafür, dass sie nur Englisch spreche. Aber das ist kein Problem: Inga Vers von der Fachstelle Recruiting in der Personalentwicklung der BEK, erklärt der Frau fließend, was in der Landeskirche alles geht.

Sie lächelt, lässt sich einiges an Informationsmaterial geben und zieht weiter. Am Nachmittag verstärkt eine Kollegin das Team, die auch Russisch spricht – dies steht in kyrillischen Buchstaben unter dem Namensschild. Parallel füllen sich die "Sinn"-, "Spaß"- und "Geld"-Röhren weiter – weiterhin mit Vorsprung der ersten beiden Kategorien.