Hierbei plädierte die Bischöfin allerdings für einen differenzierten Blick, um den komplexen Herausforderungen in Kirche, Politik und Gesellschaft besser begegnen zu können. "Angesichts des zunehmenden Schwarz-Weiß-Denkens besteht die Stärke der Kirche darin, den zweiten Blick zu wagen und Komplexitäten zu benennen", sagte Springhart.
Beim russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sei es kirchliche Aufgabe, "alles in unserer Macht Stehende zu tun, um Gesprächskanäle offenzuhalten, denen, die um friedliche Lösungen ringen, den Rücken zu stärken und konkrete humanitäre Hilfe zu leisten", erklärte die Theologin.
Der Umgang mit und die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt wird nach den Worten der Landesbischöfin ein Schwerpunkt der kirchlichen Arbeit bleiben. Der letzte Woche veröffentlichte Missbrauchsbericht der Erzdiözese Freiburg zeige "die zerstörerische Macht von Institutionen". Die Träger dieser Macht hätten den Blick für die Menschen verloren, die ihnen anbefohlen seien.
Diese Macht sei eine "Gefahr für alle Institutionen - auch für die evangelische Kirche", sagte Springhart. Deshalb gebe es zu evangelischer Selbstgerechtigkeit keinen Anlass. Weder Betroffene noch Täter stünden außerhalb der Kirche. Diese bleibe nur glaubwürdig, wenn sie die Erfahrungen, die Wut und die Scham von Betroffenen ernst nehme, und eigene Maßnahmen immer wieder selbstkritisch überprüfe. Sexualität sei als gute Schöpfungsgabe Gottes kein käufliches Gut, sondern Ausdruck der lustvollen Seiten des Menschseins, betonte die Landesbischöfin. Dies könne nur im wechselseitigen Einvernehmen zwischen gleichberechtigten Partnern und Partnerinnen geschehen.
Die Präsidentin von "Brot für die Welt" und "Diakonie Katastrophenhilfe" (Berlin), Dagmar Pruin, bezeichnete in ihrem Bericht die Klimakrise als den höchsten Hungertreiber weltweit. Sie rief die weltweite Kirche dazu auf, sich im Klimaschutz nicht auseinanderdividieren zu lassen und sich für Klimagerechtigkeit einzusetzen. Dazu müssten die ärmsten und verletzlichen Bevölkerungsgruppen in den Mittelpunkt gestellt werden. In den Ruhestand verabschiedet wurden die Prälatin für Südbaden, Dagmar Zobel (Freiburg), und der Prälat für Nordbaden, Traugott Schächtele (Schwetzingen).
Die Synode mit 73 Mitgliedern ist eines von vier kirchenleitenden Gremien neben der Landesbischöfin, dem Landeskirchenrat und dem Oberkirchenrat. Sie vertritt rund 1,06 Millionen Protestanten in Baden.