Die diesjährigen Ostermärsche der Friedensbewegung stehen im Zeichen des Krieges in der Ukraine. Bei vielen Demonstrationen und Kundgebungen gehe es um die Forderung nach einem Waffenstillstand und der Aufnahme von Friedensverhandlungen, sagte Golla dem Evangelischen Pressedienst.
Gerade in den Jahren vor der Corona-Pandemie sei die Anzahl der Teilnehmer wieder deutlich gestiegen und mehrere Zehntausend seien auf die Straßen gegangen, sagte der Sprecher. Der Erfolg zeige sich teilweise auch daran, dass selbst in kleinen Orten gemessen an der Einwohnerzahl viele Menschen zusammenkämen, um für den Frieden zu protestieren. Immerhin riefen die Hälfte der Internetnutzer die Informationen zu den Ostermärschen über das Smartphone ab, was auf eine jüngere Zielgruppe schließen lasse.
Allerdings fehlten oft jüngere Menschen in den Initiativen vor Ort und der Generationenwechsel schreite voran, räumte Golla ein. "Insgesamt ist die Friedensbewegung ein guter Spiegel der Gesellschaft und die wird älter, das ist Teil des demografischen Wandels", sagte der Sprecher des Netzwerks Friedenskooperative in Bonn, das die bundesweit mehr als 100 regionalen Aktionen koordiniert.
Die Initiativen lebten vom ehrenamtlichen Engagement und das habe sich ebenso wie die Kommunikationsmethoden insgesamt über die Jahre geändert. Während die Menschen früher in Massenbewegungen auf die Straßen gingen, könnten sie heute auch über Petitionen oder per E-Mail demonstrieren. "Das gab es damals nicht."
20- bis 30-jährige schwerer zu erreichen
In den vergangenen 15 bis 20 Jahren habe zudem ein herausragendes Ereignis gefehlt, um junge Menschen friedenspolitisch zu sozialisieren, ergänzte der Geschäftsführer des Netzwerks. "Mit einer 'Traditionsveranstaltung' wie den Ostermärschen können die 20- bis 30-Jährigen daher weniger anfangen."
Der erste Ostermarsch in Deutschland fand 1960 mit einer Schlusskundgebung im niedersächsischen Bergen-Hohne statt, wo mehr als tausend Pazifisten gegen Atomwaffen demonstrierten. Zu Beginn der 80er Jahre erhielt die Bewegung mit Protesten gegen die Stationierung atomarer Mittelstreckenwaffen in Deutschland neuen Auftrieb und wurde zu einer Massenbewegung.
Berliner Ostermarsch warnt vor Eskalation des Ukraine-Kriegs
Der traditionelle Berliner Ostermarsch steht in diesem Jahr unter dem Motto "Den Frieden gewinnen - nicht den Krieg". In einem am Dienstag vorgestellten Aufruf warnen die Veranstalter vor einer Eskalation des Krieges in der Ukraine. Deutschland mache sich durch Waffenlieferungen, "permanente Kriegsrhetorik und durch Schüren von Feindbildern" mitschuldig.
Zum Ostermarsch, der am Samstag im Wedding starten soll, sind laut Versammlungsbehörde rund 3.000 Teilnehmer angemeldet. Zeitgleich soll laut Polizei am Platz auch eine alternative Veranstaltung unter dem Motto "Kritische Einordnung des Berliner Ostermarsches" stattfinden. Bereits im vergangenen Jahr hatte es in Berlin zwei verschiedene Ostermärsche am selben Tag gegeben. Hintergrund war ein unterschiedlicher Blick auf den russischen Angriffskrieg.
Im Aufruf zum traditionellen Ostermarsch der Friedenskoordination Berlin heißt es weiter, dass die gegen Russland verhängten Sanktionen auch in Deutschland zu Preissteigerungen und Armut führten. Gelder würden verschwendet, die dringend zur Überwindung der drängenden Probleme in den Bereichen Soziales, Gesundheit, Umwelt und Klima benötigt würden. Zudem erhöhe jeder weitere Kriegstag "die Gefahr eines Dritten Weltkrieges". Stattdessen wird ein "ehrlicher Einsatz für Verhandlungen ohne Vorbedingungen" gefordert.
Ostermarsch Rhein-Ruhr auch zu Klimaschutz
Der am Samstag in Duisburg beginnende Ostermarsch Rhein-Ruhr steht in diesem Jahr unter dem Motto "Waffenstillstand statt Waffenlieferungen! Aufrüstung stoppen! Für Frieden und Klimaschutz!". Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine müsse schnell beendet werden, sagte Joachim Schramm von der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte Kriegsdienstgegner NRW am Dienstag bei der Programmvorstellung in Düsseldorf. "Je eher, desto besser."
Der Ostermarsch Rhein-Ruhr geht von Samstag aus von Duisburg über Köln nach Wuppertal und Düsseldorf. Am Ostersonntag finden Etappen in Essen, Gelsenkirchen, Wattenscheid, Herne und Bochum statt. Am Ostermontag ziehen die Ostermarschierer von Dortmund-Dorstfeld zum Dortmunder Hansaplatz, wo die Abschlussveranstaltung unter dem Motto "Verhandeln statt schießen" stattfindet. Was die Teilnehmerzahlen an allen Orten des Ostermarsches Rhein-Ruhr anbelangt, geht Schramm nach eigenen Angaben davon aus, "die Zahl der Ostermarschierer des vergangenen Jahres mit rund 2.000 Teilnehmern übertreffen" zu können.
Schramm forderte die Bundesregierung und andere westeuropäische Länder auf, Russland und die Ukraine zu Waffenstillstand und Friedensverhandlungen zu drängen. "Das Töten muss in den nächsten Wochen beendet werden", sagte er. Zugleich kritisierte er eine "geringe Bereitschaft zum Frieden auf beiden Seiten" der Kriegsparteien. Die Ostermarschierer von Rhein und Ruhr teilen laut Schramm die Sorgen vieler Menschen vor einem weiter andauernden Krieg und einer möglichen weiteren Eskalation.