Am Tag nach der gescheiterten Bischofswahl in der bayerischen Landeskirche wirkten die zwei zuletzt noch übriggebliebenen Kandidierenden Christian Kopp und Nina Lubomierski erschöpft - und doch vergleichsweise aufgeräumt. Die beiden traten am Morgen danach bei der Frühjahrstagung der Landessynode ans Rednerpult und dankten ihren Familien und Unterstützern.
Auch Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel ging in ihrem Bericht auf die Geschehnisse des Vortags ein. Der Synode sei es "nicht gelungen, die Weichen für die Zukunft der Landeskirche neu zu stellen", sagte sie, die Zukunft sei "irgendwie im Nebel".
Die 47-jährige Lubomierski sagte, viele Kirchenparlamentarier seien zu dieser Synode gefahren in der Meinung, dass es eine "historische Synode" werden könnte: "Sie ist es geworden, aber ein bisschen anders." Der 58-jährige Kopp ergänzte: "Ich habe gestern ganz viel gelernt - über mich, über euch, über unsere Kirche." Manches davon hätte er allerdings "nicht gebraucht", räumte er freimütig ein.
Kopp und Lubomierski hatten beide im sechsten und laut Bischofswahlgesetz der Landeskirche letztmöglichen Wahlgang nicht die absolute Mehrheit von 55 Voten aller 108 stimmberechtigten Synodalen auf sich vereinigen können.
Dank und Galgenhumor
Preidel sagte, sie habe das Gefühl "zwischen den Zeiten" zu stehen - zwischen einer nicht erfolgreichen Wahl und dem vermutlich letzten Bischofsbericht des noch amtierenden Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm vor der Synode - dessen Amtszeit endet am 31. Oktober dieses Jahres. "War das jetzt alles umsonst?", habe sie sich gefragt. "Die vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit im Wahlvorbereitungsausschuss, das sorgfältige Abwägen und Ringen?" Ihre Antwort am Dienstagmorgen sei: "Nein, es war nicht umsonst." Das Vierer-Team der Kandidierenden habe "etwas aufscheinen lassen von der Zukunft unserer Kirche", sagte Preidel.
Kopp sagte, er habe den Montag als "unfassbar anstrengend und aufregend" erlebt. Er danke allen, "die mich begleitet haben", besonders seiner Frau Julia und seiner Tochter Elisabeth. Auch Lubomierski dankte ihrer Familie. "Ganz besonders möchte ich mich bedanken bei denjenigen, die im letzten Wahlgang jemand anderen gewählt haben", sagte sie und fügte scherzend hinzu: "Es hat zwar nichts genützt, aber es war einen Versuch wert."
Offen, wie es weitergeht
Alle Kandidierenden hatten ihren Familien versprochen, am Montagabend zu wissen, wie es weitergeht. Dieses Versprechen habe man leider nicht halten können: "Ich nehme das Ergebnis aus Gottes Hand."
Wie genau es mit der Bischofswahl weitergeht, will die Synode am Abend besprechen. Möglich ist, dass noch bei der Frühjahrstagung ein weiterer Wahlvorgang gestartet wird - ebenfalls denkbar ist aber auch eine eigene Wahlsynode in naher Zukunft.
Dass die Bischofswahl nach sechs Wahlgängen kein Ergebnis gebracht hat, ist ein Novum in der Geschichte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB). Neben Kopp und Lubomierski hatten auch noch die Direktorin des landeskirchlichen Partnerschaftszentrums Mission EineWelt, Gabriele Hoerschelmann (55) und der Windsbacher Dekan Klaus Schlicker (56) kandidiert. Hoerschelmann hatte ihre Kandidatur nach dem dritten Wahlgang zurückgezogen, Schlicker vor dem fünften Wahlgang.