Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat sich für mehr Machtteilung in der Kirche ausgesprochen. Es brauche mehr gemeinsame Beratungen und Entscheidungen von allen Gliedern der Kirche, mehr Transparenz und Teilhabe, sagte der Limburger Bischof am Donnerstag in Dresden zum Abschluss der Frühjahrs-Vollversammlung der Bischöfe.
Die breite Mehrheit der katholischen Bischöfe in Deutschland steht nach den Worten ihres Vorsitzenden hinter den Reformanliegen des Synodalen Wegs. Es gehe dabei um eine Kirche, die den Menschen nahe sei, die Missbrauch, sexualisierte Gewalt und deren Vertuschung aufarbeite, und die sich dafür einsetze, Strukturen zu überwinden, die Missbrauch begünstigten.
Der Synodale Weg war 2019 von Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken als gemeinsamer Reformprozess begonnen worden. Ziel ist die Überwindung der Vertrauenskrise, die durch die Missbrauchsskandale ausgelöst wurde.
In der kommenden Woche endet der Synodale Weg vorerst mit seiner letzten Synodalversammlung in Frankfurt am Main. Seit Beginn hatte es immer wieder Interventionen aus dem Vatikan gegeben, zuletzt im Januar mit einem Brief dreier Kardinäle. Auch einige deutsche Bischöfe, darunter der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, sind erklärte Gegner des Reformkurses, was auch für Spannungen innerhalb des Bischofskollegiums sorgt.
"Schwierige und anstrengende Gespräche"
Bätzing betonte, für die Bischöfe stehe ihre Verantwortung im Vordergrund, den Synodalen Weg in guter Weise abzuschließen. Er sprach wegen der Differenzen mit Rom von "schwierigen Voraussetzungen" für das Bischofstreffen. Die Beratungen über den Synodalen Weg seien "schwierige und anstrengende Gespräche" gewesen, gab er zu.
Dennoch zeigte er sich zuversichtlich, in der kommenden Woche weitere Reformvorhaben verabschieden zu können. Es müssten aber nicht alle Texte mit Reformvorschlägen durchkommen. "Wir rechnen auch damit, dass nicht alle Texte angenommen werden", sagte Bätzing. Es gehe ihm vielmehr darum, kirchliches Handeln zu verändern. "Wir machen die Wahrnehmung amtlicher Autorität rechenschaftspflichtig und verantwortbar", sagte er.
Bätzing betonte, man werde die Bedenken und Hinweise des Vatikans ernst nehmen. "Es geht uns ja um die eine Kirche, deren Teil wir sind", sagte er. Es verstehe sich eigentlich von selbst, dass das nicht immer ohne Spannungen, Meinungsverschiedenheiten und Kontroversen möglich sei.
In einigen Fragen - beispielhaft nannte Bätzing einen Synodalen Rat als dauerhaftes Gremium - gebe es ein Verständnisproblem mit dem Vatikan, erklärte Bätzing. Die Einordnung des Synodalen Rates könne noch gar nicht erfolgen, weil weder Struktur noch Aufgaben zum jetzigen Zeitpunkt genau und abschließend umrissen seien.
Der Vatikan hatte im Januar Einspruch eingelegt gegen einen Reformvorschlag des Synodalen Wegs, einen solchen dauerhaften Rat einzurichten, der auch in Zukunft gemeinsame Beratungen und Entscheidungen von Laien und Bischöfen ermöglichen würde. Der Vatikan befürchtet eine Schwächung des Bischofsamtes. Dem widersprach Bätzing am Donnerstag: "Die Entscheidungsvollmacht der Bischöfe wird nicht außer Kraft gesetzt oder relativiert", betonte er.
"Alle Spielräume für Dialog zwischen Kriegsparteien nutzen"
Bätzing mahnte gut ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, alle Spielräume für Dialog zu nutzen. "Als Kirche wissen wir, dass Krieg niemals aus sich heraus zum Frieden führt", sagte Bätzing am Donnerstag. Die Bischöfe veröffentlichten eine Erklärung anlässlich des Kriegsbeginns vor einem Jahr.
Es sei wichtig, dass der Krieg seine regionale Grenze nicht verlasse und zu einem Weltkrieg ausarte, so der Limburger Bischof. Die Bischöfe machen in ihrer Erklärung deutlich, dass alles geboten ist, was einer totalen Verfeindung der Kriegsparteien entgegenwirkt. Dazu gehöre in besonderer Weise die Diplomatie. Es sei deshalb gut und richtig, dass die Gesprächskontakte zwischen Russland und der Ukraine und auch zwischen den westlichen Ländern und Russland in den zurückliegenden Monaten nie ganz zum Erliegen gekommen seien, sagte Bätzing.
Aber richtig sei auch, dass die Ukraine nicht in Verhandlungen hineingepresst werden dürfe, die angesichts der konkreten Umstände nicht auf einen gerechten Frieden, sondern auf Unterwerfung hinauslaufen würden, heißt es in der Erklärung.