Wie Käßmann auch habe er das umstrittene "Manifest für den Frieden" von Wagenknecht und Alice Schwarzer unterzeichnet, sagte der Osnabrücker Kirchenhistoriker dem Evangelischen Pressedienst. Käßmann hatte zur Begrünung ihrer Demo-Absage angegeben, die Initatiorinnen grenzten sich nicht genügend nach rechts ab. "Das halte ich für überzogen", sagte Jung.
Der Theologe beteiligt sich an der Friedenskette zwischen Osnabrück und Münster und spricht anschließend auch auf einem Podium in Osnabrück. "Ich wäre auch am Samstag in Berlin dabei, wenn ich nicht andere Verpflichtungen hätte", betonte Jung. "Ich glaube nicht, dass wir durch immer mehr Waffen in der Ukraine Frieden schaffen", sagte er zur Begründung.
Seit den frühen Siebzigerjahren sei er Teil der pazifistischen Bewegung, erläuterte Jung. "Damals wurden wir scharf kritisiert, wenn wir an der Seite von Kommunisten der DKP demonstriert haben." Dabei sei es zu begrüßen, wenn so viele Menschen wie möglich das pazifistische Anliegen mittragen. "Ich bin froh über jeden, der sich weigert, in die Kriegsposaune zu blasen." Auch am 25. Februar dürfe man in Berlin getrost auf die Straße gehen, selbst wenn AfDler mitdemonstrierten.
Von der evangelischen Kirche hätte sich der Theologieprofessor eine klarere Positionierung erhofft. Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hätten sich zu viele Kirchenvertreter von bisherigen friedensethischen Positionen abgewendet und sich für militärische Unterstützung ausgesprochen.
"Ich bin nachhaltig enttäuscht von meiner Kirche", betonte Jung. Wie schon während der Corona-Pandemie falle auch jetzt auf, "wie schnell die Protestanten mit der Regierungspolitik mitziehen". Es entstehe der Eindruck, "dass sie ihr Fähnchen nach dem Wind hängen".