Die hessenweite Meldestelle für Antisemitismus besteht seit fast einem Jahr.
RIAS Hessen nahm als landesweite Meldestelle für Antisemitismus im März 2022 die Arbeit auf und veröffentlicht voraussichtlich im Juni einen ersten Jahresbericht. Erst dann sollen konkrete Zahlen genannt werden. Bereits Ende Februar erscheint eine Schrift zur documenta 15, die Kurzanalysen zu antisemitischen Kunstwerken sowie eine jüdische Sicht auf die Kasseler Kunstausstellung liefert. Die antisemitischen Bildmotive in Kassel hatten für einen Eklat gesorgt.
Die Arbeit sei "sehr gut angelaufen", sage Urban. Betroffene von Antisemitismus können sich direkt über die Website, per E-Mail oder Telefon an die Meldestelle wenden. RIAS Hessen ist in Trägerschaft des Demokratiezentrums Hessen an der Universität Marburg angesiedelt. Die Andockung an die Universität sei gut, betont Urban, denn der Judenhass in der Gesellschaft soll systematisch dokumentiert, analysiert und wissenschaftlich aufgearbeitet werden.
Die Meldestelle erreiche die "gesamte Bandbreite" judenfeindlicher Ereignisse, von Beleidigung über Schmierereien, Verbreitung von Flugblättern bis zu physischen Angriffen. Insbesondere der "unterschwellige Antisemitismus" werde einen Großteil der Fälle ausmachen, prognostiziert die Leiterin. Alle Betroffenen, die sich an RIAS wenden, erhalten kostenlose Hilfe und bleiben anonym.
2015 entstand in Berlin eine erste regionale Meldestelle für Antisemitismus.
2018 gründete sich der Bundesverband RIAS, der als "Mutterschiff" fungiere und beispielsweise für alle RIAS-Stellen in einer gemeinsamen Datenbank die Standards setze, erklärte Urban. Mittlerweile bestehen Einrichtungen in zehn Bundesländern. Zur hessischen Meldestelle gehören neben der Leiterin zwei weitere Mitarbeitende.