Papst Franziskus hat vor vielen Tausend Menschen auf dem Petersplatz in Rom die Totenmesse für seinen verstorbenen Amtsvorgänger Benedikt XVI. gefeiert. Zum Ende der Feier am Donnerstag wurde der schlichte Sarg mit Benedikts Leichnam ausgesegnet und in den Petersdom getragen, wo der verstorbene Papst emeritus seine letzte Ruhe finden sollte. In seiner Predigt wünschte Papst Franziskus seinem Amtsvorgänger: "Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!"
An der Trauerfeier auf dem Petersplatz nahmen rund 100 Kardinäle und knapp 4.000 Priester teil. Gläubige forderten mit einem Banner mit der Aufschrift "Santo subito" die sofortige Heiligsprechung des Verstorbenen. Die Gläubigen hatten zuvor den Holzsarg mit Benedikts Leichnam mit Applaus begrüßt, als er vor Beginn des Requiems vor dem Petersdom in der Nähe des Freiluft-Altars aufgebahrt wurde. Papst Franziskus stand der Messe zwar vor, zelebriert wurde sie wegen der Knieprobleme des Papstes aber vom Dekan des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re. Der 86-jährige Franziskus ist auf einen Rollstuhl angewiesen.
Benedikt war am Samstag im Alter von 95 Jahren gestorben. Er war von 2005 bis zu seinem freiwilligen Rücktritt 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche. Er gilt als erster Papst der Neuzeit, der aus Altersgründen zurücktrat.
Aus Deutschland, dem Heimatland des Verstorbenen, reisten die Spitzen des Staates zum Trauergottesdienst an, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (beide SPD). Außerdem waren mindestens zehn katholische Bischöfe aus Deutschland anwesend, darunter der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki und der Münchner Kardinal Reinhard Marx.
Am Ende der Messe wurde der Sarg zurück in den Petersdom getragen, wo das Begräbnis ohne Öffentlichkeit stattfand. Zu den Grabbeigaben gehören neben Münzen und Medaillen aus Benedikts Pontifikat auch der sogenannte Rogitum, ein Text über sein Leben. Der emeritierte Papst habe Gott und den Glauben in den Mittelpunkt seiner Amtszeit gestellt, heißt es in dem Text, den der Vatikan am Donnerstag veröffentlichte.
Gewürdigt wird Benedikt in dem Text auch für seinen Umgang mit Missbrauchstaten in der Kirche: Er habe "entschlossen gegen Verbrechen, die von Geistlichen an Minderjährigen oder schutzbedürftigen Personen begangen wurden", gekämpft. Die Betroffenenvereinigung "Eckiger Tisch" hatte bereits am Mittwoch vor einer Mythenbildung gewarnt. Benedikt XVI. sei der Papst, unter dem der Missbrauchsskandal habe nicht länger unter der Decke gehalten werden können - "nicht derjenige, der etwa aktiv an der Aufarbeitung mitgewirkt hat".