Papst Franziskus wird am Donnerstag für seinen Amtsvorgänger Benedikt XVI. auf dem Petersplatz eine Trauermesse abhalten. Franziskus werde die Messe wie zuletzt wegen gesundheitlicher Schwierigkeiten häufiger nicht selbst zelebrieren, sondern ihr vorstehen und auch die Predigt sprechen, berichtete "Vatican News" am Mittwoch. Zelebrant ist demnach der Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Battista Re.
Zur Beisetzung wird eine Delegation der deutschen Staatsspitzen in Rom erwartet, die dem gebürtigen Bayern Benedikt die letzte Ehre erweisen wollen, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. Neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reisen Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundesratspräsident Peter Tschentscher (SPD) und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, an. Wie ein Sprecher des Bundesinnenministeriums dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch mitteilte, gehört auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) zur Delegation.
Auch Söder und Merz planen Besuch
Zudem werden Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mit einer Abordnung aus Bayern der Messe beiwohnen. Benedikt XVI. war am Silvestermorgen im Alter von 95 Jahren im Vatikan verstorben. Beigesetzt wird sein Leichnam im Anschluss an die Trauermesse in der Krypta des Petersdoms in der ehemaligen Grabstätte von Papst Johannes Paul II., der 2011 in eine Seitenkapelle des Petersdoms umgebettet wurde.
Für die katholische Deutsche Bischofskonferenz wird der Vorsitzende, Georg Bätzing, an der Trauerfeier teilnehmen, wie die Bischofskonferenz mitteilte. Zudem werden weitere deutsche Bischöfe, darunter der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der Münchner Kardinal Reinhard Marx, erwartet. Benedikt XVI., mit bürgerlichen Namen Joseph Ratzinger, war selbst von 1977 bis 1982 Erzbischof von München und Freising und stieg in den Kardinalsrang auf.
EKD schickt offizielle Vertreterin
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will eine offizielle Vertreterin zur Beisetzung des Papst emeritus Benedikt XVI. schicken. Die EKD-Bevollmächtigte in Berlin, Anne Gidion, reise nach Rom, teilte eine Sprecherin der EKD dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch mit.
Neben Gidion wird auch der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm als evangelischer Vertreter bei der Trauerfeier anwesend sein. Bedford-Strohm reist in seiner Funktion als Moderator des Zentralausschusses des Ökumenischen Rats der Kirchen nach Rom. Der Weltkirchenrat ist eine Gemeinschaft von 352 Kirchen, die weltweit über 580 Millionen Christen vertreten. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet aber mit dem Weltkirchenrat zusammen.
Live-Übertragungen geplant
Zehntausende Gläubige nahmen seit Montag am aufgebahrten Leichnam des Ex-Papstes im Petersdom Abschied. Laut "Vatican News" kamen am Montag und Dienstag 135.000 Besucher in die Papst-Basilika. Die Trauerfeier, die von 9.30 Uhr an auf dem Petersplatz stattfindet, wird von mehreren deutschen Rundfunksendern übertragen, darunter Phoenix, ZDF und Bayerischer Rundfunk. Auch Radio Vatikan überträgt die Messe in voller Länge unter anderem im Livestream.
Benedikt stand von 2005 bis zu seinem freiwilligen Rücktritt 2013 an der Spitze der katholischen Kirche. Er gilt als erster Papst der Neuzeit, der aus Altersgründen zurücktrat. Den Titel des emeritierten Papstes wird es nach dem Tod Benedikts XVI. laut Vatikan-Experte Marco Politi nicht mehr geben. Stattdessen werde es in Zukunft nur noch den Titel des emeritierten Bischofs von Rom geben, sollten weitere Päpste auf ihr Amt verzichten, sagte er dem epd.
Benedikts Entscheidung für den Rücktritt habe eine "symbolhafte Wende" gebracht. "Es war eine rationale und klarsichtige Entscheidung, die für die Zukunft gilt und die Rolle des Papstes menschlicher gemacht hat", sagte Politi. Mit dem Tod Benedikts sei es nun für Franziskus leichter zurückzutreten, wenn er gebrechlich werde.
Diese Einschätzung teilt auch der Historiker Volker Reinhardt. Wenn er wolle, könne er jetzt zurücktreten, sagte er der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" (Donnerstag). Mit dem Gedanken habe Franziskus, der 86 Jahre alt ist, bereits öffentlich gespielt, habe ihn aber nicht umsetzen können, da es sonst "einen übermächtigen Rat von zwei emeritierten Päpsten" gegeben hätte. Franziskus ist am 13. März 2023 zehn Jahre im Amt.