Jedes Jahr werden weltweit zehn Millionen Hektar Wald gerodet - für Plantagen, Siedlungen, Feuerholz und Holzkohle. Nur rund die Hälfte der Fläche, die jedes Jahr abgeholzt wird, wird wieder aufgeforstet - mit dramatischen Folgen für die Artenvielfalt, das Klima und die Menschen. Denn der Wald biete uns so viel, sagt die kamerunische Aktivistin Cécile Ndjebet.
Schon als kleines Kind in der Küstenregion Kameruns lernte Ndjebet von ihrer Mutter und Großmutter, welche Pflanzen man essen kann, welche bei Krankheiten helfen und dass man immer nur das mitnimmt, was die Bäume produzieren. "Als Leute anfingen, Bäume zu fällen, um sie zu verkaufen, fing ich an, mir Sorgen zu machen", erinnert sich die heute 60-Jährige.
Sie kennt den Wald nicht nur aus ihrer Kindheit, sie hat ihn auch studiert. An der niederländischen Universität Wageningen hat sie ihren Abschluss in Sozialer Forstwirtschaft gemacht.
Zentral für den Erhalt des Waldes sind Ndjebet zufolge Frauen. Oft sind sie es, die Landwirtschaft betreiben und dem Boden Nahrung für die Familie abringen. Aber traditionelle Regelungen, zum Beispiel was das Erbe angeht, verhindern bis heute in vielen Gegenden, dass Frauen Land besitzen können. In Kamerun haben Frauen bis heute nur Nutzungsrechte. "Entweder es gehört deinem Vater oder deinem Ehemann. Ich bin froh, dass ich einen Sohn habe, der das Land erbt." Denn sonst könnte nach dem Tod des Mannes dessen Bruder das Land der Familie für sich beanspruchen.
Frauen sind wichtig vor Ort
Eigentlich, so Ndjebet, seien Frauen "sehr nachhaltige Umweltmanagerinnen". Schon früh haben sie in der Umweltbewegung führende Rollen übernommen. Die Kenianerin Wangari Maathai bekam für ihr Engagement 2004 den Friedensnobelpreis. 2009 besuchte sie Ndjebets Organisation im kamerunischen Edea - eine Begegnung, die der 60-Jährigen für immer im Gedächtnis bleibt: "Sie sagte zu mir: Du sollst die Natur schützen, wie du deine eigenen Kinder schützt!" Nun wurde auch die Kamerunerin geehrt: Das UN-Umweltprogramm Unep sprach ihr zusammen mit vier weiteren Ausgezeichneten den "Champions of the Earth Award" zu.
Weil Frauen zu wenig an den Entscheidungen zur Nutzung von Ressourcen wie dem Wald beteiligt sind, gründete Ndjebet nach dem Treffen mit Maathai das Netzwerk Refacof (Netzwerk Afrikanischer Frauen für die gemeinschaftliche Verwaltung von Wäldern), das sie seitdem leitet. Maathais Auftrag - "bring die afrikanischen Frauen dazu, Bäume zu pflanzen" - erfüllt sie inzwischen mit Afrikanerinnen aus 17 Ländern, die sich in ihren Gemeinschaften für eine nachhaltige Nutzung des Waldes einsetzen. Viele der Frauen organisieren sich in Kooperativen, pflanzen Obstbäume, verkaufen einen Teil der Ernte und lehren andere, den Wald wieder aufzuforsten, Holzkohle nachhaltig herzustellen und zu nutzen.
Kampf für Gleichberechtigung
In Kamerun hat Ndjebets Organisation mitgearbeitet an Entwürfen für ein neues Landgesetz sowie ein Waldgesetz. Und dabei vor allem versucht, die Rolle der Frauen zu stärken. Damit die neuen Gesetze am Ende auch tatsächlich umgesetzt werden, war es wichtig, auch das Gespräch mit traditionellen Chiefs zu suchen. Ndjebet sieht erste Früchte der vielen Gespräche: "Ich bekomme mit, dass immer häufiger Frauen in der Erbfolge einbezogen werden."
"Mein Ziel ist es, dass Frauen in allen Prozessen, die mit dem Zugang zu natürlichen Ressourcen zusammenhängen, gleichberechtigt sind", sagt Ndjebet. Mittlerweile ist sie Expertin darin, Frauen Gehör und eine dauerhafte Präsenz zu verschaffen. Die Waldschützerin ist immer wieder als Beraterin im Einsatz, vor allem im Bereich der nachhaltigen Entwicklung in afrikanischen Ländern, wie gerade in Nigeria.
Der Weg zur Gleichberechtigung und damit zu einem besseren Schutz der Ressourcen sei noch lang und beschwerlich. "Wir bewegen uns sehr langsam, aber immerhin in die richtige Richtung", sagt Cécile Ndjebet. Es brauche Zeit, Geduld und viel harte Arbeit. Der Preis des Umweltprogramms ist eine Motivation weiterzumachen. Und eine Gelegenheit, andere zu inspirieren.