Eisenbahnen, Fußballstadien, die kompletten Schweizer Berge - das Miniatur-Wunderland in der Speicherstadt in Hamburg bildet auf mehr als 1.500 Quadratmetern die echte Welt im Miniformat ab. Zur echten Welt gehören auch Friedhöfe. Der prägnanteste für die Besucher finde sich im Hamburg-Abschnitt, sagt Gebäudekonstrukteur Stefan Freiberg. "Und wir haben viele kleinere, die man hinter den Kulissen sieht."
In jeder der zehn Themenwelten finden sich Begräbnisstätten, zum Beispiel im norditalienischen Bergdorf Riomaggiore. Wenn es im Wunderland alle 15 Minuten Nacht wird, strahlen kleine gelbe Lampen aus den Grabstätten, die das ewige Licht darstellen sollen. Mal auch mit einem Augenzwinkern, wie in der Gruft von Dracula, in der auf Knopfdruck das Licht angeht und der Vampir den Deckel seines Sargs öffnet.
Ziel der Modellbauer sei, die Friedhöfe möglichst originalgetreu und landestypisch nachzubilden. Wie in der Skandinavien-Landschaft, wo hinter einer weißen Kirche und einer Landstraße ein Friedhof mit Runensteinen seinen Platz hat. Auf dem mexikanischen Friedhof entdecken die Besucher einen Totempfahl. Der amerikanische Friedhof in den Rocky Mountains ist im Stil des Wilden Westens gehalten.
Selbst unter den Mitarbeitenden geheimnisumwittert: der Friedhof für Angestellte. Unscheinbar und ohne Hinweisschilder, versteckt in den Schweizer Alpen. "Da gedenken wir verstorbenen Wunderland-Mitarbeitern, also die haben da alle eine kleine Grabstätte bekommen", sagt Freiberg. Begonnen haben die "Wunderländer" mit ihrer eigenen Gedenkstätte vor 14 Jahren, als ein Kollege starb.
Bis ein Bauteil fertig ist, vergehen etliche Wochen, erklärt der Modellbauer. Die Planung beginne immer am Computer. So auch die des kleinen Friedhofs im Innenhof des Petersdoms. "Das ist ein relativ großes Gebäude für das Wunderland, obwohl der Maßstab tatsächlich nur 1 zu 160 ist", so Freiberg. Hier werde deutlich, wie wenig Raum die ganze Welt in Miniatur eigentlich habe. Doch für das Gedenken finde sich auch in Miniatur ein Platz.