Monika Haberl ist Religionspädagogin in Landshut. Seit drei Monaten darf sie das Taufsakrament spenden - ohne je Theologie im Hauptfach studiert zu haben. Das sei sehr spannend, sagt sie: "Taufgespräche können so unterschiedlich verlaufen wie die Menschen sind."
Deshalb gestalte sie auch die Taufen auf Wunsch ganz individuell. "Wenn sich die Familien öffnen und mir erzählen, wie sie ihren Glauben leben, dann geht mir das Herz auf", erzählt Elke Seisenberger. Sie ist Diakonin in Landshut.
Das Besondere an den beiden Frauen ist: Sie sind keine Pfarrerinnen. Damit geht die bayerische Landeskirche neue Wege: Zum ersten Mal dürfen nicht nur Pfarrerinnen und Pfarrer taufen, sondern auch andere kirchliche Berufsgruppen dürfen das Taufsakrament spenden.
Obwohl Haberl und Seisenberger professionell für die Kirche arbeiten, durften sie bisher weder taufen noch beerdigen. Nach einer Fortbildung am Gottesdienst-Institut der Landeskirche in Nürnberg haben sie die Berechtigung dafür erhalten. Möglich sei dies schon länger, nur der Bedarf sei noch nicht da gewesen, sagt Pfarrer Konrad Müller, Leiter des Instituts. Die Regionalbischöfe hätten zuvor noch keine Notwendigkeit dafür gesehen. Das habe sich nun geändert.
Bindungen werden gestärkt
Bei den Gemeindemitgliedern sei das durchweg positiv angekommen, berichten die beiden Frauen aus der Praxis. Die Nähe zu den Menschen, die beispielsweise durch Seisenbergers Arbeit im Kindergarten Arche Noah in Landshut entsteht, könne so noch vertieft werden. Ein Großvater habe bei der Taufe seines Enkelkindes zu ihr gesagt: "Es hat mir so gutgetan, wie sie gebetet haben - fast mit meinen Worten." Haberl vertritt bereits die zweite Pfarrstelle der Erlöserkirche in Landshut und ist vorwiegend für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Gemeinde zuständig.
Die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski sieht in dieser Neuorientierung der Landeskirche auch eine Möglichkeit, die Bindung zu den Gemeindemitgliedern zu stärken. Wenn die Nähe zu dieser Diakonin oder Religionspädagogin besonders groß ist, sei es "ein Gewinn für die Familie". Insgesamt nehme die Bindung der Menschen an die Kirche ab, sagte Lubomierski. "Bindung aber findet statt über eine Person, die man kennt. Und dem können wir damit entgegenkommen."
Monika Haberl darf neben Taufen auch Beerdigungen vollziehen. Ihr ist besonders wichtig, den Angehörigen einen Raum für Erinnerungen zu bieten. "Für mich ist das Gespräch ganz wichtig. Dass Zeit ist für die konkrete Vorbereitung der Feier, aber auch für das gemeinsame Erinnern." Für die Religionspädagogin ist das erste Erinnern nach dem Tod Ausdruck dessen, was einem der Mensch bedeutet habe. "Für mich ist es wichtig, ein möglichst lebendiges Bild von dem Menschen zu bekommen, weil ich darin die Aufgabe einer Beerdigung sehe, diesen Menschen zu würdigen."
Beide Frauen seien der Aufgabe theologisch gewachsen und hätten "besonderes Geschick in der Gestaltung von lebensnahen und den Familien zugewandten Feiern der Taufe gezeigt", sagt Ursula Leitz-Zeilinger, zuständige Referentin am Gottesdienst-Institut. Insgesamt 20 Religionspädagoginnen und Diakone hätten bayernweit in diesem Jahr die Tauf-Befähigung erhalten. Im kommenden Jahr sollen bereits zwei Kurse abgehalten werden. Die Referentin schätzt, dass die Nachfrage in vielen Gemeinden steigen werde.