"Wir sind der Auffassung, dass ein staatlich verantworteter Religionsunterricht einen wichtigen Bildungsbeitrag für konfessionelle Schülerinnen und Schüler leistet", teilten der Humanistische Verband Niedersachsen und der Fachverband Werte und Normen am Montag in Hannover mit. "Der Religionsunterricht ist ein wichtiges Korrektiv für religiöse Unterweisungen außerhalb staatlicher Kontrolle."
Hintergrund der Äußerung sind Pläne der evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümer in Niedersachsen, den evangelischen und katholischen Religionsunterricht an den Schulen zusammenzuführen. Dabei sollen evangelische und katholische Schüler gemeinsam unterrichtet und nicht mehr getrennt werden.
Das neue Fach "Christlicher Religionsunterricht" soll erstmals zum Schuljahr 2025/2026 angeboten werden. Es soll zugleich offen für alle anderen interessierten Kinder und Jugendlichen sein.
Zu den Plänen hatte in der vergangenen Woche in Hannover ein ökumenischer Kongress mit rund 200 Fachleuten aus Schulen, Universitäten und Kirchen stattgefunden.
Der Fachverband Werte und Normen übe keine grundsätzliche Kritik an der Einführung eines überkonfessionellen Unterrichts, solange hierbei nicht Paragraf 128 des Niedersächsischen Schulgesetzes infrage gestellt werde, hieß es. Dieser verpflichte alle Schüler:innen, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, zur Teilnahme am Unterricht im Fach Werte und Normen. Eine laizistische Position wie in Frankreich lehne der Fachverband ab, heißt es in der Mitteilung. In Frankreich gibt es an den staatlichen Schulen gar keinen Religionsunterricht.
In Niedersachsen wollen die Landeskirchen und Bistümer bis zum Jahresende zunächst eine gemeinsame Linie zum neuen überkonfessionellen Religionsunterricht abstecken. Dabei suchen sie auch das Einvernehmen mit den orthodoxen Kirchen und den Freikirchen. Danach streben sie Verhandlungen mit dem Land Niedersachsen an. Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) hatte bei dem Kongress in Hannover bereits eine "konstruktive Prüfung" der Pläne zugesagt.