Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) gibt der Autor zahlreicher Pilgerbücher Tipps, wie das gelingen kann.
Herr Müller, Sie haben ein Buch "Pilgern im Alltag des Lebens" geschrieben, das vor Kurzem im Patmos-Verlag (Ostfildern) erschienen ist. Was bedeutet für Sie Pilgern im Gegensatz zum Wandern?
Peter Müller: Pilgern unterscheidet sich vom Wandern zunächst durch die Markierung eines Weges mit der Jakobusmuschel, doch das allein macht einen Weg nicht zum Pilgerweg. Wichtiger sind die spirituellen Momente, die ich unterwegs erlebe, zum Beispiel die vielfältige Pflanzen- und Tierwelt, ein leuchtender Sonnenuntergang. Vieles nehme ich staunend und dankbar wahr. So achte ich besonders auf die Angebote spirituell-religiöser Orte am Weg wie Kreuze oder Kirchen. Ganz wichtig sind weitere Elemente wie schweigendes Gehen, hilfreiche Gespräche, danken und beten, über Sinnsprüche meditieren und über Geschichten nachsinnen.
Das Pilgern auf einem Weg wie der Jakobsweg ist das Eine. Aber wie soll "Pilgern im Alltag" funktionieren?
Müller: Ich begegnete vielen Pilgern, die - ebenso wie ich - sich am Ziel ihres Pilgerweges in Santiago de Compostela die Frage stellten: "Ich war jetzt lange zu Fuß unterwegs und habe wichtige Erfahrungen gemacht. Ich bin angekommen - und was jetzt?" Meine Antwort darauf ist es, die Erfahrungen und den Sinn des Pilgerns im Alltag des Lebens wachzuhalten. Das ist zwar eine Herausforderung, aber es ist möglich.
Haben Sie Tipps, wie es in einem stressigen, getakteten Alltag möglich sein kann, das Pilger-Lebensgefühl wachzuhalten?
Müller: Unser Leben ist von der Geburt bis zum Tod ein Pilgerweg. Egal, ob wir mitten im Alltag oder in der Natur unterwegs sind, wir sind eingeladen, über unser Leben, unseren Glauben und unsere Hoffnung nachzusinnen. Dies ist möglich, indem wir den Tag gut beginnen, mit einem Spruch oder Bibelvers, der mich durch den Tag begleitet. Ein Unterbrechen des Alltags zur Mittagszeit durch einen Spaziergang durch den Park, einen Impuls oder Meditation hilft, im Alltag für sich zu sorgen. Abends schaue ich zurück auf meinen heutigen Tag. Danke für das Gelungene und lerne aus meinen Fehlern. Ich schließe mit einem Text oder Gebet. Außerdem ist es auch im Alltag immer wieder möglich, auszubrechen und von der Haustüre aus ein paar Stunden oder einen Tag los zu pilgern.
Das Leben ist ein Pilgerweg - dieses Bild ruft uns zu: Sei auf der Hut, damit das wirkliche Leben nicht an dir vorüberzieht oder du mit Leib und Seele auf der Strecke bleibst. Lade dir nicht zu viel auf und werfe unsinnige Lasten rechtzeitig ab. Dann bist du auf dem Weg zu deiner Mitte.